TomDerElch.com - Reisebericht USA 2003
Tag 8: Williams - Ludlow - Baker - Shoshone - Death Valley - Badwater - Stovepipe Wells - Ridgecrest
Markt Erlbach, im Oktober 2003

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Freitag. 10.10.2003

Der Wecker hier ist nicht das was ich mir versprochen hatte. Er verstellt sich von selbst, die Minuten-Taste ist auch nicht allzu fit, also bin ich auch nicht wie geplant um 6 Uhr, sondern um 6 Uhr 45 aufgestanden. Ich habe mich fertig gemacht, ging frühstücken und bin weiter gefahren. Wieder einmal war es an der Zeit, etwas Sprit nachzufüllen. Ich habe unter anderem mit einer eher seltenen 1$ Münze gezahlt. Die habe ich als Wechselgeld aus dem Automaten in der Poststelle am Grand Canyon gestern Abend erhalten. Die Kassiererin an der Tankstelle hat die 1$-Münze nicht erkannt weil sie dachte, dass ich dachte (so viele Denker in einem Satz!) es handle sich um einen Quarter. Aber wir klärten das dann schon irgendwie.

Mittlerweile ist es mit 72°F (22°C) doch wieder halbwegs warm geworden. Beim Zwischenstopp in Ludlow waren es dann schon 86°F, also etwa 30°C. Kurz bevor ich die Interstate verlassen habe begegneten mir zwei Busse von Contiki, dem Reiseunternehmen mit dem ich 1998 meine 23 Tage dauernde Tour durch die Staaten machte. Ob da wohl April an Bord war, ob Bob hier eine Tour geführt hat oder Tanner am Steuer saß? Tja, Ludlow. Das ist so eine Sache. Ich habe mich von hier aus mal kurz daheim gemeldet. Danach habe ich drei Leute gefragt, wo ich denn die Strasse nach Baker finden könne. Wem der Ort jetzt bekannt vorkommt der liegt richtig. Ich habe diesen schon mal durchfahren auf meinem Weg nach Las Vegas. Laut der mir vorliegenden Karte von Kalifornien müsste hier eine Strasse direkt von der I-40 zur I-15 bei Baker führen. Einer dieser drei Leute liess mich gleich wissen, dass er nicht aus der Gegend ist. Die anderen beiden erklärten mir, ich müsse rund 16 Meilen zurück fahren um dort dann auf die gefragte Strasse zu gelangen.

Nein. Eingezeichnet ist die Strasse von Ludlow ab. Nachdem ich in der unmittelbaren Peripherie dieses Städtchens allerdings keine Strasse finden konnte, die nach Norden geht, bin ich die I-40 weiter Richtung Barstow gefahren. Ein paar Meilen vor Barstow dann ein Schild welches den Weg zu Calico Ghost Town wies. Dem folgte ich und war somit etwas schneller auf der I-15. In Baker habe ich mir dann mein Mittagessen gegönnt und das Auto vollgetankt. Dies war sehr wichtig für mein heutiges Vorhaben: Die Durchquerung des sagenumwobenen Death Valley.

Auf dem Highway 127 [1] ging es dann nordwärts bis Shoshone. "Schauschau, Schoschonen" mag sich jetzt der eine oder andere Kenner des Films "Der Schuh des Manitou" denken. Diese Stadt hat aber nicht unmittelbar mit dem Film zu tun. Hier gab es heute einige sehr seltsame Begegnungen. Schon in Baker, bei meinem Tankstopp, sah ich anteilig am Gesamtverkehr auffällig viele VW herumfahren: Alte Käfer, New Beetles, Gölfe, VW-Busse und einige weitere Modelle, manche auf Anhängern, der Großteil aber auf eigenen Rädern. Auf dem Weg von Shoshone wurde ich mehr oder weniger von diesen Fahrzeugen umrahmt. Hin und wieder stellte ich meinen Mietwagen ab um Fotos [1|2] zu machen, wurde zwar von diversen VW überholt, doch sobald ich weiter fuhr war bald der nächste hinter mir. Der Knüller war dann jedoch als im Rückspiegel plötzlich ein Golf III auftauchte, dessen Scheinwerfer mit Folie in Schwarz-Rot-Gold abgedeckt waren.

Das an sich war nicht die Sensation, das Verblüffende an der Geschichte war das Nummernschild. Es handelte sich um ein Dresdener EU-Kennzeichen. Der Golf zog alsbald vorbei, am Heck prangte dann doch ein kalifornisches Kennzeichen. Was nachrückte war noch einen Tick sensationeller: Ein Golf mit Nürnberger Kennzeichen. Zu gerne hätte ich rausbekommen ob das wirklich Deutsche waren, wie das mit den Nummernschildern funktioniert und was der Anlass dieses konzentrierten Auftretens der Marke hier in dieser Wüstengegend ist.

Doch leider trennten sich bei Shoshone die Wege. Die VW fuhren rechts ab, ich fuhr noch ein bisschen weiter und kaufte mir für den nicht gerade geringen Betrag von 5,72$ (Etwa 4,90 EUR) drei Flaschen gekühlter Getränke [1] zu dem Wasser, welches ich bereits vorher gekauft habe. Es wird nämlich dringendst dazu geraten, ausreichend Wasser mit in die Wüste zu nehmen. Das Death Valley ist eine Tiefebene, in der es gerade im Sommer horrende Temperaturen haben kann. Über einen Pass [1], der sich bis zu 3315 Feet über Normalnull erhebt (1100 Meter) und an dem die Temperaturanzeige meines Autos 85°F (29°C) zeigte führt die Strasse direkt in das Tal des Todes [1]. Große Teile dieses Beckens [1] liegen unter dem Meeresspiegel, Berge die eine Höhe von bis zu 11049 Feet (3683 Meter) erreichen, umrahmen dieses Tal [1|2]. Zum Vergleich: Die Zugspitze, bekanntlich der höchste Berg Deutschlands, erreicht gerade mal 2962 Meter, mehr als 700 Meter weniger.

Es mag auf den Bildern recht überschaubar aussehen, doch das Death Valley erstreckt sich über eine Distanz die ich auf über 100 km in Nord-Süd-Richtung und mindestens 20 km in West-Ost-Richtung schätze. Es ist nicht ohne Grund so, dass dringend empfohlen wird mit vollem Tank in diesen Park, in dem es kaum Tankstellen gibt, einzufahren. Gleiches gilt für Wasser. Fünf Liter pro Person und Tag sind empfohlen, und die sollte man meiner Meinung nach wirklich dabei haben, denn wenn in dieser Hitze das Auto streikt kann das schnell böse enden. Hitze ist das Stichwort. Auf dem Weg in das Tal leisteten sich Thermometer und Tagesmeilenzähler ein im wahrsten Sinne des Wortes heisses Wettrennen. Bei 99°F wurde es dann spannend. Ob ich wohl die 100°F Marke erreiche?

Erwähnen sollte ich an dieser Stelle, dass es bereits Nachmittag war, also der höchste Tageswert wohl schon überschritten war. Kurz bevor ich Badwater [1], mit 280 Fuss (85 Metern) unter dem Meeresspiegel tiefster Punkt auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten von Amerika, erreichte, war es dann soweit: 101°F war die heute maximal gemessene Temperatur - etwa 38°C. Okay, das war jetzt nicht die erwartete Sensation, ist aber für 10. Oktober kein schlechter Wert, oder? Normalerweise kann man hier auch einen Halt einlegen und sich an dem Schild fotografieren lassen, welches den tiefsten Punkt des Landes markiert. Leider ist hier aber Baustelle, so dass ich auf dieses Vergnügen verzichten musste.

Einige Meilen später gelangt man an eine Kreuzung [1]. Hier biegt der Highway 190 nach links ab, führt somit in südwestliche Richtung. Fährt man hier geradeaus weiter, kommt man nach ca. 38 Meilen zu Scottys Castle. Dieses Schlösschen wurde am nordöstlichen Rand des Death Valley von einem Chicagoer Kaufmann namens Albert Johnson in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts erbaut, zu einer Zeit in der es im Valley noch nicht einmal Strassen gab. So abenteuerlich wie die Lage des Gebäudes war, so beeindruckend ist die Liste der Gäste die hier von Johnson empfangen wurden. Ich habe gelesen die Gästeliste in diesem Haus, welches aus Geldmangel nie vollendet wurde, war ein "Who-is-who" Hollywoods.

Um also dieses Gebäude bewundern zu können gab ich Gas. Die Sonne drohte unterzugehen, und obwohl ich mich sonst eigentlich nicht bedrohen lasse nahm ich das Rennen gegen die Zeit auf und überschritt zeitweise die erlaubte Geschwindigkeit, die meist 55 MPH betrug - 88 km/h. Die Strasse geht überwiegend geradeaus und hat irgendwie einen stetigen Anstieg, über weite Strecken jedoch in recht welliger Ausprägung. Den Wettlauf gegen die Zeit hätte ich noch gewinnen können, doch auf einmal baute sich vor mir eines dieser Häuschen auf wie ich sie schon von Monument Valley und Grand Canyon kannte: 10$ wären zu entrichten gewesen. Und das für ein Haus, das ich eventuell dann doch nur im Dunklen sehen kann? Nein, danke. Also fuhr ich zurück zum Highway 190, und zwar langsam und gesittet, da die Tankuhr sich bedenklich der Reserve näherte. Kurz bevor ich den Highway 190 erreichte beobachtete ich noch den Aufgang des Fast-Vollmondes hinter den Bergen um das Death Valley. Sensationell, doch leider konnte ich davon kein brauchbares Bild mitbringen. Vielleicht kann ich einen Negativabzug scannen, wenn der besser geworden ist.

In Stovepipe Wells habe ich dann ein paar Gallonen Sprit käuflich erworben. Wieder einmal kam ich nicht ohne Hilfe zurecht. Darauf gehe ich jetzt nicht weiter ein. Ausserdem gab es hier todschicke T-Shirts (na? hast Du das Wortspiel erkannt?) und eine Tasse die mitkommen wollten, was ich ihnen nach Bezahlung meinerseits auch gewährt habe. Hier hätte es zwar Hotels und Motels gegeben, doch ich habe mich dafür entschieden, weiter zu fahren. Die Fahrt war anstrengend und zog sich erheblich hin. Auf einer Distanz von locker 10 Meilen (16 km) ging es erst mal fast ausschliesslich bergauf (in Gegenrichtung sicher ein Eldorado für Radfahrer). Die Temperaturunterschiede sind riesig: Unten hatte es 92°F (33°C), am Scheitelpunkt des Passes 61°F (16°C). Es empfiehlt sich demzufolge, auch lange Klamotten mit auf die Tour zu nehmen, falls man am Abend oder in der Nacht noch unterwegs ist.

Nach diesem Scheitelpunkt des Passes ging es kontinuierlich bergab, auf einer Strecke die etwa der entspricht die man vorher bergauf gefahren ist. Nach einer weiteren Tiefebene geht es erneut in die Berge, über kurvige, teils abenteuerlich angelegte Strassen, oft ohne irgendwelche Leitplanken. Auf der anderen Seite dieses Gebirges führt der Highway 190 direkt auf die Interstate 395, auf welcher ich meinen Weg nach Ridgecrest trotz eintretender Müdigkeit fortführte, wo ich mich sogleich auf die Suche nach dem Motel für diese Nacht machte. Wie üblich steuerte ich das Motel 6 an. Wieder einmal machte mich die im Motelführer eingezeichnete Skizze wütend. Ich versuche mal zu erklären, warum. Wenn Du mir nicht mehr folgen kannst oder es dich nicht interessiert, überspringe einfach den restlichen Absatz und mache beim nächsten weiter. Hihi.

Also: Die Skizze zeigte die Interstate 395, einen Highway 178 und erst mal zwei Strassen, die diesen Highway in Nord-Süd-Richtung kreuzen sollen. Diese waren auch benannt, aber es waren nur beispielhaft eingetragene Strassen. Es sind nicht Hauptverkehrsstrassen, man beschränkt sich nicht auf ampelgesteuerte Strassen, sondern zieht offenbar willkürlich irgendwelche Strassen raus die da dann reingekritzelt werden. Als ich dann die Strasse gefunden habe, die ich in südlicher Richtung befahren muss um zum Motel 6 zu gelangen, waren zwei Ost-West-Strassen eingezeichnet. Laut der Skizze ist der Weg von Kreuzung B zu Kreuzung C zwei mal so gross wie der Weg von A nach B. Tatsächlich aber ist A-B nicht mal ein drittel von der Distanz B-C. Ich weiss nicht wie es anderen mit diesen Anfahrtsskizzen geht, ich persönlich möchte am liebsten das Kriegsbeil ausgraben. Und damit auch Du Dir ein Bild davon machen kannst gibt's auch davon ein Bildchen [1].

Dennoch: Irgendwann war ich dann angekommen, aber es gab nur Raucherzimmer. Das war mir erst mal egal. Ich habe zwar durchaus die schlechtere Luft bemerkt, da ich ja bislang nur in Nichtraucherzimmern untergebracht war, aber egal. Hauptsache ich habe eine Bleibe. Nach mir hat dann noch ein Paar mit Baby eingecheckt, welches mir entgegen kam als ich nochmal zum Empfang lief um meinen Weckruf für morgen früh zu beantragen. Ein weiterer zwischenzeitlich eingetroffener Reisender erkundigte sich in diesem Moment nach einem Zimmer und erhielt die Auskunft, dass mittlerweile alle Zimmer vergeben seien. Was ich doch für ein Glück habe!

Auf dem Bett im Zimmer Nummer 220 lag übrigens ein Zettel mit der Überschrift "Save Energy" - Sparen Sie Strom. Keine 2 Meter weiter läuft die Klimaanlage auf Hochtouren. Gut, man muss nicht alles verstehen. Nach 733 absolvierten Meilen (etwa 1173 km) bin ich gegen 23.50 Ortszeit in's Bett gefallen und habe Death Valley gespielt. Man möge mir dieses brachiale Wortspiel bitte verzeihen.

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