TomDerElch.com - Reisebericht Helgoland 2005
Tag 1: Markt Erlbach - Papenburg - Otterndorf
Markt Erlbach, im Juli 2005
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Samstag, 09.07.2005

Der heutige Tag beginnt um 2:45 mit dem ersten Weckton meines Handys. Obwohl ich gegen 3 Uhr schon los fahren wollte habe ich das Handy den Weckkampf erst um 3:05 gewinnen lassen. Bis ich alle Sachen in mein Auto gepackt hatte und los gekommen bin, war's dann doch schon 3:45. Für den Hinweg, so hatte ich beschlossen, lasse ich mir viel Zeit. Ich wollte wissen, wie weit ich den Verbrauch meines Autos auf Langstrecke nach unten drücken kann, nachdem ich kurz zuvor erst im Pendelverkehr (!) einen Wert von 3,56 Liter auf 100 km erzielt hatte.

Mit frisch vollgetanktem Fahrzeug machte ich mich also auf den Weg. Lange Zeit lagen die Temperaturen bei rund 10°C, und einige Nebelbänke gab's auch unterwegs, doch dank meines sowieso sehr dezenten Fahrstils auf dieser Strecke störte das nicht weiter. Das erste Ziel der Reise sollte Papenburg sein. Dort wollte ich mir die recht berühmte Meyer-Werft ansehen, auf der viele grosse Schiffe gebaut werden, die dann über die kleine und schmale Ems, die eigens dafür dann aufgestaut wird, überführt und in Richtung Nordsee gebracht werden. Diverse Routenplaner schlugen Fahrten vor, die mich über Bundesstrassen und unbedeutendere Weglein dort hin führen sollten. Ich entschloss mich aber, über die A7 Richtung Hannover zu düsen und dann ab Dreieck Walsrode zunächst Richtung Bremen, dann weiter über Oldenburg zu fahren.

Kurz vor Papenburg legte ich einen ersten Tankstop ein. Ich hatte zwar ungefähr noch "halb voll", jedoch wollte ich ja noch den Verbrauch wissen, der sich auf dieser Strecke mit dieser Fahrweise ergeben hat. Falls das intreressiert, er lag bei 3,32 Liter.

Ungefähr neuneinhalb Stunden nach Abfahrt, davon waren etwa 10-15 Minuten Pause, kam ich dann in Papenburg an. Neben ein paar Regenschauern und recht professionell beschrifteten PKW-Anhängern [1] gab es nichts weiter nennenswertes auf dieser Fahrt. Ich fand mich relativ schnell zurecht. Anfangs habe ich mich gewundert: Besucher, die die Werft besichtigen wollen, müssen ihre Karten in der Stadt abholen, direkt neben dem Rathaus auf einem Museumsschiff namens "Friederike" [1]. Verwunderlich deshalb, weil man die Leute ja direkt zur Werft leiten könnte. Dort gäbe es sicher viel mehr Möglichkeiten zu parken, und man müsste keinen Shuttle Service anbieten. Doch eins nach dem anderen. Nachdem ich also recht flott das Rathaus [1] im Stadtzentrum [1] gefunden hatte und den zugehörigen Parkplatz dahinter, auf dem man dann sein Auto kostenlos abstellen kann, bin ich in Richtung Kartenschalter (auf genanntem Museumsschiff) und habe dort gegen die Reservierung, die ich ausgedruckt hatte, eine Eintrittskarte erhalten, die sich in diesem Fall sogar Bordkarte nannte.

Es war gerade mal 13:30 Uhr, also noch eineinhalb Stunden bis zur Abfahrt des Shuttlebus. Also habe ich die Zeit genutzt, mich ein wenig in Papenburg umzusehen. Und festzustellen, dass es sich um ein wirklich ganz niedliches Städtchen handelt. Begonnen habe ich damit, dass ich mir mal kurz die dortige Kirche von innen [1|2] angesehen habe. An einem Kanal durch die Stadt, auf dem auch die "Friederike" [1] schwimmt und der auch im Bereich des Rathauses vorbei führt [1], ist die Fussgängerzone der Stadt. Als ich mich vom Rathaus weg in diese Richtung bewegte, machte sich lauter, blubbernder Lärm breit. Dann kamen etwa 30 oder 40 "Harleys" angefahren [1], haben nicht weit weg vom Rathaus geparkt und sind dann ebenfalls in kleinen Grüppchen in die Fussgängerzone gegangen. Links und rechts des Kanals gibt es dort dann Läden, Cafe's, Restaurants und Kaufhäuser [1], die Parkplätze sind erfreulich bunt beparkt [1] und über den Kanal führt alle paar Meter mal eine Brücke. Wobei sich jede Brücke von den jeweils anderen mehr oder weniger unterscheidet. Mal mehr, mal weniger, aber keine ist wirklich wie die andere. Zwar brückt jede über den Kanal, doch manch eine ist eine Drehbrücke [1], dann gibt es Zugbrücken [1|2] und so weiter. Der Kanal wird nicht mehr als solcher genutzt, zwischen den Brücken ist in jedem zweiten oder dritten Abschnitt ein Muesumsschiff [1|2] mit Papenburger Herkunft zu sehen. Betreten darf man diese nicht (ist auch nicht so ohne weiteres möglich), aber anschauen macht allemal Spass.

Unbedingt erwähnt werden sollte, dass hier betagte Menschen in das Alltagsleben hervorragend integriert werden, indem man sie sportlich beschäftigt [1]. Nicht nur Glanzseiten hat diese Fussgängerzone, aber vereinzelte weniger schöne Anblicke [1] werden durch prächtige alte Häuser und eine Windmühle, die ein wenig abseits steht und besichtigt werden kann, wieder ausgeglichen [1|2|3]. Fast hätte ich vor lauter Begeisterung für diese Stadt nicht mehr an den Shuttlebus gedacht. Also bin ich dann relativ flott zurück gegangen zum Rathaus, vor dem immer noch dutzende Harleys [1|2] standen und bei dessen Bushaltestelle die Busse abfahren, die an sich schon fast so gross sind wie Kreuzfahrtschiffe [1].

Die Fahrt zur Werft dauert irgendwas zwischen 5 und 10 Minuten, die dazu genutzt werden, ein paar Worte zur Geschichte der Werft von der Entstehung bis heute los zu werden. Die Crew besteht aus einer Fahrerin und zwei Führerinnen. Der Bus fährt dann zurück, den nächsten Schwung Touristen holen, die zwei Damen, die dann die Besucher durch die Besichtigung [1] begleiten, teilten den Bus (natürlich nur die, die damit gefahren sind) quasi in zwei Gruppen unter sich auf, nachdem im Besucherzentrum ein einführender Film über die Werft gezeigt wurde, der ein paar Fakten aus der Einleitung im Bus aufgreift, mit Bildmaterial untermalt und auch noch auf diverse andere Dinge eingeht.

Erzählt wird bei der Führung, wie ein Schiff entsteht. Dass vom ersten Entwurf bis zur Fertigstellung im Schnitt etwa zweieinhalb Jahre vergehen, wovon etwa 12-14 Monate für den eigentlichen Bau benötigt werden. Man erhält einen Einblick in die riesigen Hallen [1] (das grosse Dock misst 375 x 125 x 75 Meter, also rund 3,5 Mio m³), sieht die Fertigung der Schiffe [1|2|3|4|5] und bekommt erklärt, wie so ein Schiff gebaut wird: Die Einzelteile werden aus grossen, in der Region gefertigten Stahlplatten per Lasertechnik "ausgesägt". Die so erhaltenen Stahlplatten werden zu so genannten Paneelen zusammengefügt, aus mehreren Paneelen werden Sektionen gefertigt, die wiederum zu einem Block zusammen gefügt werden. Etwa 70 solcher Blocks - je nach Grösse, Auftraggeber, Extras usw. - ergeben dann das, was wir gemeinhin als "Schiff" kennen [1].

Es sind Muster zu sehen, die zeigen, wie ein Schiff verschweißt wird. Auf der Tour werden auch Belegungspläne gezeigt, die besagen, welches Schiff auf welcher Länge wann und wo zusammengebaut wird. Dies geschieht für gewöhnlich im Trockenen. Auf einem meiner Bilder seht ihr einen Querschnitt durch die grosse Halle, den ich hier gerne nochmal [1] zeige. Auf der höher gelegenen der beiden "Strassen" werden die Blocks gefertigt, die mit einem Kran, der bis zu 800 Tonnen "packt" (ich betone: Achthundert Tonnen!), in das eigentliche Dock gehoben werden können. Um das Schiff zum Schwimmen bringen zu können wird einfach Wasser in das Dock eingelassen, und schon nach rund einer Stunde kann das Tor zur Ems geöffnet werden und das Schiff seinen "Geburtsort" verlassen.

Die Überführung der Schiffe ist dann auch immer wieder ein Spektakel für sich. Ein regionaler Radiosender veranstaltet seit einiger Zeit zu jedem dieser Termine ein Open Air am Ufer, welches der Werft gegenüber liegt. Die Ems, eigentlich eher ein Rinnsal, wurde mittlerweile so ausgebaut, dass das Schiff durch den Fluss selbst ebenso durchkommt wie auch zwischen den Brücken. Bei einer Eisenbahnbrücke, die bereits so gebaut wurde, dass man ihr Mittelteil "rausheben" kann bei der Überführung, gibt es nur einige sehr wenige Zentimeter Platz auf jeder Seite.

In einer Ausstellung entlang des Besucherraumes sind diverse Fotos zu sehen. Fotos, die wichtige Schritte und Momente des Baus eines Schiffes [1] festhalten, Bilder, die auf den Schiffen oder von den Schiffen gemacht wurden: Die teils sehr feudal gestalteten Atrien (Plural von Atrium. Nicht Arterien!), prunkvolle Suiten mit bis zu 300m² auf 2 Stockwerken, aber auch Schiffe, die für Fernost gebaut wurden und eher dem Zweck des Transports dienen, entsprechend mit sehr wenig Luxus [1] aufwarten.

Über eine Brücke [1], welche Dock I und Dock II verbindet, ging es dann weiter in die andere Fertigungshalle.

Auch in der "kleinen" Halle (Baudock I, 370 x 102 x 60 Meter = Ca. 2,2 Mio m³), in der man im Gegensatz zu Dock II - hier sieht man die Schiffe von der Seite - die Schiffe von vorne [1|2] sehen kann, entstehen beachtliche "Boote". Auch hier kann man ganz prima erahnen, nach der begleitenden Erklärung, wie so ein Schiff nach und nach aus Einzelteilen zusammengeschraubt - pardon: Geschweisst wird. Die Dimensionen sind hier zwar etwas "kleiner" oder besser "weniger" gross, dennoch sind auch die hiesigen Ausmaße genauso wie die Kapazität des Hauptkranes mit 600 Tonnen ebenfalls Atem beraubend.

Insgesamt ist die Meyer-Werft Brötchengeber für rund 2000 Mitarbeiter und sie beschäftigt etwa 200 Auszubildende. Ob die bei den 2000 schon mit reingerechnet sind oder noch mal extra laufen, ging aus den Informationen nicht hervor. Auch ein etwas dunkleres Kapitel der Firmengeschichte wurde thematisch kurz angekratzt: Der Untergang der Estonia in der Nacht vom 27. auf den 28. September 1994. Nach wie vor ist nicht geklärt, was genau in dieser Nacht vor sich gegangen ist und vermutlich über 800 Menschen das Leben kostete. Fakt ist, so die Dame, die uns durch diese Hallen führte, dass menschliches Versagen, vermutlich in Einklang mit mangelhafter Wartung zu dem Unglück führte. Soweit ich weiss ist bis heute nicht geklärt, durch wen und/oder was das Schiff sank.

Auf der Fahrt zurück in die Stadt erfuhren wir dann erst mal noch den Schwank, dass der Gründer Jos. L. Meyer ursprünglich Janssen hiess, jedoch nur zum Bau von Schiffen vor Ort befugt werden sollte, wenn er diesen anderen Namen annimmt und katholisch wird. Dies ist, so hiess es weiter, auf Grund der historischen Rahmenbedingungen, die seinerzeit herrschten, durchaus möglich. Noch heute gibt es im emsländischen Papenburg überwiegend Katholiken während ein paar km weiter, direkt hinter der "Grenze" zu Ostfriesland, überwiegend die evangelische Variante des Christentums gelebt wird. Mittlerweile soll sich das Klima zwischen Katholiken und Evangelen gemässigt haben.

Ausserdem wurde noch kurz thematisch umrissen, dass Landwirtschaft neben dem Schiffbau auch einen recht grossen Stellenwert in der hiesigen Region hat und hier "berühmte" Gurken her kommen. Daraufhin wurden lustige (!) Witze gemacht darüber, dass "Ihr" (Besucher aus dem Spreewald oder zumindest aus der Gegend) "die kurzen Dicken" habt und "Wir haben dafür die langen Schmalen". Nachdem die "Reiseleitung" 3x betonte, dass das ja doch schön ist, wenn man zum Schluss nochmal so richtig lachen kann (Originalton: "nech?") wussten es auch die Mitfahrenden aus den hinteren Reihen.

Knapp 2 Stunden dauert diese Führung, die zwar hoch interessant ist, aber vom Ablauf her teilweise etwas im Chaos versinkt, da eine dritte, zeitgleich geführte Gruppe mal "uns" blockiert hat und es dann aber auch mal anders rum lief. Jedenfalls kann ich diese Tour nicht nur Technikfreaks wärmstens an's Herz legen. Eine Reservierung vorab empfehle ich hiermit dringend, je früher, umso besser, da die Führungen teilweise bis auf den letzten Platz ausgebucht sind. Der Preis für diesen Spass ist 6,50 EUR, es gibt diverse Ermässigungen.

Etwa um 16:55 Uhr waren wir dann wieder am Rathaus Papenburgs, wo ich gleich in mein Auto umgestiegen und nochmal kurz Richtung Werft gefahren bin, da es vom Bus aus leider nicht möglich war, aussagekräftige Bilder der zwei niedlichen 370-Meter-Buden [1|2|3] zu machen. Dies habe ich nachgeholt und mich Richtung A31 orientiert, auf der ich Richtung Oldenburg fuhr, dabei die Ems unterquert [1]. Auch hier schippern die Riesenkähne drüber bei der Überführung, also quasi quer über die Autobahn. Von Oldenburg aus bin ich dann Richtung Brake gefahren, wo ich dann die Weser unterqueren wollte. Dort war dann allerdings eine Umleitung und offensichtlich habe ich eines der letzten Schilder der Umleitung übersehen, so dass ich auf einmal fast direkt in der Weser stand - und zwar an einem Fähranleger [1]. Ich konnte gerade noch rechtzeitig anhalten. Ich dachte mir: "Was soll's?", habe meinen Dieselblitz abgestellt und auf die Fähre gewartet. Ungefähr 4 Minuten hat das gedauert, bis die beiden wartenden Fahrzeuge (meines [1|2|3] inbegriffen) auffahren konnten und übersetzten. Sogar einen kleinen Imbiss, an dem man sich Würstchen kaufen kann, gibt es an Bord, ich schätze, die Überfahrt dauert etwa 5 Minuten.

Vorbei an Bremerhaven führte mich mein Weg auf Cuxhaven zu, wo die Autobahn, das finde ich ziemlich skurril, in einem Kreisverkehr [1] endet. Ist das hier noch Ostfriesland? Um mich gleich mal grob orientieren zu können und auch am nächsten Tag gleich dort hin finden zu können, wo ich hin musste, um nach Helgoland zu kommen, bin ich noch kurz nach Cuxhaven reingefahren und habe mich umgesehen, bevor ich dann zurück an dieses ominöse Autobahnende gefahren bin und von dort aus weiter auf der B73 nach Otterndorf zum "Hotel am Medemufer" [1], wo ich für eine Übernachtung ein Zimmer reserviert hatte. Ich musste ein bisschen suchen nach dem Hotel, war dann aber gegen 21 Uhr dort. Die Dame am Schalter der Rezeption hat sich sehr gefreut. Nicht wegen mir selbst, vermute ich, eher deswegen, weil ich angekündigt hatte, dass es 23 Uhr werden kann, bis ich da bin. Man könne ja, liess ich sie begründend wissen, bei solchen Distanzen nie genau sagen, wie lange man braucht. Nach erledigten Formalitäten erhielt ich die Karte, die mir den Zugang zu meiner Schlafstätte für die heutige Nacht ermöglichen sollte und habe das Zimmer [1|2] sogleich bezogen.

Das Hotel ist übrigens ganz witzig. Wie Du sicher schon auf dem Bild oben gesehen hast, gehört ein kleines Türmchen dazu. Passend hierzu nennt sich das zugehörige Restaurant "Leuchtfeuer", doch der Turm dient nicht als Leuchtturm (tat er offenbar auch nie) sondern war bis zum 2. Stock Treppenhaus, ab dort windet sich eine etwas schmälere Treppe nach oben, wo man dann einen Ausblick auf die nähere Umgebung hat. Ich betone nähere Umgebung, da die umstehenden Bäume und Häuser den Blick in keine Richtung weiter als vielleicht 300 Meter zulassen.

Das scheint hier, konnte ich bei einem kleinen Spaziergang durch die Stadt feststellen, ein ziemlich schnuckeliges Städtchen [1|2] zu sein. Auch die Waschanlage für Brummis ist, sagen wir mal: Außergewöhnlich [1]. Kurz nach 22 Uhr war dann dieser abendliche Rundgang beendet und ich bin in die Falle gegangen.

Informationen zum Thema:
Homepage Hotel in Otterndorf: www.hotel-am-medemufer.de
Homepage Meyerwerft: www.meyerwerft.de
Homepage Otterndorf: www.otterndorf.de
Homepage Papenburg: www.papenburg.de
Homepage St. Antonius-Kirche Papenburg: www.st-antonius-papenburg.de

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