Reisebericht USA 2009
Markt Erlbach, im November 2009
Tag 7 - Mammoth Lakes - Twin Lakes - Lee Vining - Tioga Pass - Ellerly Lake - Yosemite Nationalpark - Mono Trail - Vernal Falls - San Rafael

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Dienstag, 27. Oktober 2009

An diesem Morgen machte ich erst mal Abschiedsfotos von den Twin Lakes [1|2] und von meinem Mietwägelchen, das so lang auf mich gewartet hat [1]. Ursprünglich war ich ja drauf und dran, den gestern entdeckten und im Bericht auch erwähnten Trail zu erlaufen. Aber ich wusste nicht, wie lang ich heute unterwegs sein werde, daher habe ich mich kurzfristig wieder umentschieden.

Ich habe heute auch die Antwort auf die Frage gefunden, die ich mir bereits gestern ergebnislos gestellt habe: Wie kommen die hier an Schnee, während es wenige Meilen weiter im Death Valley bis zu 35°C hat. Zumindest tagsüber. Die Antwort stand am Wegesrand wie das Blümelein am Ubehebe Krater [1]. Und als ich mich auf den Weg machte zum Devil's Postpile National Monument lernte ich eine ganz neue Variation des Begriffes "Schneegrenze" kennen. In Gedanken versunken den Highway 203 entlang bummelnd baute sich diese plötzlich vor meinem Auto auf [1]. Also stoppte ich meinen fahrbaren Untersatz an diesem einen Tag, an dem ich mal mit geschlossenem Dach los fuhr, dokumentierte einen weiteren Anhaltspunkt für den alpinen Charakter dieses Reiseziels [1] und suchte mir eine andere Route.

Das wäre in meinem Fall der Highway 395 gewesen, über den ich gestern schon ab Bishop hier her gekommen bin. Dem folgte ich weiter in nördliche Richtung bis Lee Vining. Da habe ich mal wieder Sprit nachgefüllt und ein paar Dollars gegen etwas Essbares eingetauscht. Frisch gestärkt drehte ich um und fuhr wieder ein paar hundert Meter aus der "Stadt" (verzeih, aber 250 Einwohner ...) um auf den Highway 120 einzubiegen, der zunächst in südsüdwestlicher Richtung, generell aber eher in westlicher Richtung zum Yosemite Nationalpark führt, im Winter bei entsprechender Witterung aber gesperrt wird.

Über Pässe, die knapp unterhalb der heutigen Wolkenflughöhe lagen [1], setzte ich den Weg auf dieser Tioga Pass genannten Straße fort. Noch in dem Moment, in dem ich am Ellerly Lake stand [1] begann es leicht zu schneien. Und ich dachte mir: Nix wie weg hier! Wenn das hier jetzt richtig anfängt zu schneien (Bei 22°F, also irgendwo zwischen 5 und 6°C im negativen Bereich) steh ich da und komm vielleicht nicht weiter.

Doch ein paar Meter weiter sollte es schon wieder weit freundlicher aussehen [1]. Gute 2 Kilometer nach dem Parkeingang (ich musste ja nur mein 80$ Ticket vorzeigen, habe das übliche Kartenmaterial und die zugehörige Zeitung in die Hand gedrückt bekommen) fand ich einen Parkplatz vor. Da hab ich dann mal schnell das Auto abgestellt und gesehen: Hier gibt es einen Hiking Trail. Was das für Folgen hatte brauche ich sicher nicht schildern.

Der Weg war eigentlich immer deutlich zu sehen [1], ab und an muss ein Bächlein überquert werden, was dann über Steine erfolgt, die im Wasser liegen [1]. Hier kamen zum ersten Mal meine neuen Wanderschuhe, genauer genommen, das Wunder Goretex zum Einsatz. Irgendwann habe ich dann im linken Eck meines Blickwinkels einen Haufen umgefallener Baumstämme wahrgenommen, die sich bei näherer Betrachtung als verfallen(d)e Blockhütte entpuppten [1]. Durch den meist eher lichten Wald geht es immer weiter in Richtung Südosten [1], stets begleitet vom leisen Rauschen des Baches [1], welcher immer wieder mal überquert werden muss [1] der in unterschiedlichen Abständen vom Trail durch das Tal fließt.

Am Himmel vollzog sich ein stetes Wechselspiel zwischen Hochnebel, Wolken und blankem Blau. Ungefähr 2,5 Kilometer vor dem Spillway Lake [1], den ich mir gern angesehen hätte (unbekannterweise, da hätte eher mein Ehrgeiz danach geschrien) kehrte ich um, um nicht zu riskieren, in ein Unwetter zu gelangen. Immer wieder fielen einzelne Schneeflöckchen auf mich herab. Irgendwie war mir einfach nicht wohl. Auf dem Rückweg [1|2] hatte ich, wie auch schon auf dem Hinweg, ausreichend Zeit, mir Gedanken zu machen über mich und meine persönliche Situation. Und darüber, was ich mache, wenn ich hier einem Berglöwen begegnen sollte, vor dem am Trailhead auf einem Schild gewarnt wurde.

Ich hatte zwei Steine in meinen Jackentaschen bereit, hätte die (wenn alles Winken, Aufbauen, Schreien nicht geholfen hätte) geworfen und ggf. darum gebeten, ein paar Sekunden Zeit zu bekommen, um weitere Steine zu finden. Die Praxis hat diese Vorgehensweise jedoch nicht notwendig gemacht. Die Kätzchen sind bestimmt im Urlaub in wärmeren Gefilden.

Auf dem weiteren Weg über den Tioga Pass gelangte ich dann zum Tenaya Lake, an dem dieser mächtige Felsen mit dem einsamen Baum steht, den ich auch 2004 schon entdeckt, bewundert, für gut befunden und fotografiert habe. Was Dich jetzt nicht vor aktuellen Fotos schützt [1|2]. Auch der See an sich und seine Umgebung sind recht nett anzusehen [1] [P].

Nach kurzer Pause zum Seele baumeln lassen und tief durchatmen (gefühlte 5,41 Sekunden) ging es zurück ins Auto, und fuhr auf dem Tioga Pass auf eine dicke Decke aus Wolken zu [1] - die ich letzten Endes allerdings nicht erreicht habe. Ein etwas kurioses Gefüge aus Bewegungsrichtung und Blickwinkel hat mir versprochen, dass dem so sein würde. Aber gut, ich bestehe nicht direkt auf die Nebelbänke, die sich daraus ergeben hätten. Seltsam war das trotzdem. Nach einem unfreiwilligen Stop, baustellenbedingt [1], erreichte ich die Zufahrt zum zentralen Bereich des Parks: Die Big Oak Flat Road, die in das eigentliche Yosemite Valley führt.

Wer hier in östliche Richtung unterwegs sein wird ist gut damit beraten auf den Tunnel zu achten, durch den man fährt. Denn direkt danach ist einer der wohl schönsten Stops mit hübschem Blick entlang des Tals möglich [1|2] [P].

Im Tal selbst gibt es dann Natur pur: Kaltes klares Wasser aus den Quellen der Gegend durchfließt im Merced River (fast hätte ich auf Yosemite River getippt) das Tal [1|2]. Auch den Half Dome habe ich wieder gesehen [1], doch das war diesmal nicht zentraler Punkt meines Interesses. Da war ein Schild nahe der Shuttlebushaltestelle Nature Center at Happy Isles [1] schon weit mehr relevant. Jaha! Trails! Her damit!

Ich machte mich also auf den Weg um sozusagen der Gegenverkehr des Merced Rivers zu werden, also bergauf, zumindest bis zu den Vernal Falls. In der Enge der Schlucht scheint die Sonne sich schon gegen Nachmittags um 2 dem eigenen Untergang zu widmen. Doch das täuscht. Das schattige zwielichtige Klima hält sich den ganzen Nachmittag im Schatten der umherstehenden Felsen und Berge.

Sehr pittoresk stürzt sich das Wasser des Flusses gen Tal [1]. Die Bäume links und rechts des Trails sind schon extreme Anpassungskünstler [1|2]. Immer weiter geht es flussaufwärts [1], man begegnet niedlichen vierbeinigen Bewohnern [1] und immer wieder dem Merced River [1]. Kurz vor dem Vernal Fall noch ein Schild auf welchem die weiteren Distanzen zu sehen sind, man kann hier anscheinend komplette Tage durchmarschieren, wenn ich mir die Distanzen mal genauer anschaue [1]. Und schon wenig später lugt der Vernal Fall hinter den Felsen des Tales hervor. Ein Wasserfall, von dem man meinen könnte, er wäre so angelegt worden. Aber wir sind hier ja nicht in ... äh. Lassen wir das. Lieber Bilder: [1|2|3] [P].

Der verheißungsvolle Name "Mist Trail" ist nicht deshalb so bedeutungsschwanger, weil es hier entsprechend der deutschen Bedeutung dieser Buchstabenkombination riecht. Denn "mist" ist im englischen eher Nebel, fein zerstäubtes Wasser. Und das soll ja in der Nähe von Wasserfällen keine Seltenheit sein. Also fotografierte ich für die nächsten Fotos mit der eigens für solche (Wasser)Fälle und schlechtes Wetter erstandenen und mitgenommenen Canon Powershot D10.

Ich näherte mich weiter ehrfürchtig auf den krummen, meist einfach in den Fels gehauenen Stufen [1] diesem Wasserfall [1|2]. Nachdem sich die Gischt des Wasserfalls als weit harmloser erwiesen hat als befürchtet (oder erhofft, wofür habe ich sonst diese Kamera mitgenommen?)stellte ich wieder auf die SX10 IS um, denn ich erachtete ein Panorama als unbedingt notwendig [P]. Immer näher kam ich dem Kopf des Wasserfalls [1], doch auf den letzten Metern ist noch mal Mut und Einsatz gefragt [1]. Doch der Ausblick von hier oben, begleitet von dem Wissen, immerhin gut 200 Meter Höhenunterschied bewältigt zu haben, ist die Mühe und die Zeit einfach wert [1].

Der Weg zurück nach unten war nicht viel einfacher. Klar, die Mühe der Bewältigung des Höhenunterschieds fällt weg, dennoch fordern die krummen Stufen, lose Steine und teilweise nasse Felsen die volle Aufmerksamkeit. Also fotografierte ich ausnahmsweise mal nicht beim Laufen sondern pausierte für die Bilder von Bäumen, Wasserfällen, Wasser, Steinen, Felsen und Landschaft [1|2|3|4|5|6] jeweils für ein paar Sekunden. Liest sich so, als würde ich das sonst nicht machen, oder? Das war geflunkert.

Ich lief zurück zum Auto und machte mich auf den Weg aus dem Tal. "El Capitan", der mächtige, zentrale Kletterfels des Nationalparks, hüllte sich bereits in das güldene Licht des ausklingenden Tages [1], während ich noch gut 160 Meilen nach San Rafael zu fahren gehabt hätte. Wenn denn alles normal gelaufen wäre. Aber erst mal möchte ich noch von einem ultracoolen Straßenkreuzer berichten, der mich auf dem Weg aus dem Yosemite heraus "verfolgt" hat. Da habe ich mich stellenweise gefühlt wie in einem amerikanischen Krimi der frühen 70er. Nachdem das Rückwärtsfoto über die offene Abdeckung meines Mietwägeleins (absehbar) von minderer Qualität war [1] hielt ich, nachdem ich ein paar Meter Vorsprung hatte, um das Ganze nochmals festzuhalten [1].

Ich wollte noch auf mein "wenn alles normal gelaufen wäre" eingehen. Ich hatte ja auf dieser Reise mein Navi mit entsprechender Software an Bord. Jetzt musste ich von Yosemite, California, nach San Rafael, California. An sich kein Problem für Ross und Reiter. Aber: Der Reiter wusste, dass die Oakland Bay Bridge, die von der Stadt Oakland ausgehend (was für ein Zufall!) westwärts die Verbindung nach San Francisco durch die Bucht von San Francisco herstellen soll, gesperrt ist. Da wurde nämlich eine neue Brücke gebaut, und vor einigen Wochen stellte man fest, dass das letzte Teil der Brücke irgendwie kaputt ist. Nicht tragfähig, nicht schön genug, zu lang, zu kurz. Irgendwie sowas. Und, wichtiger als diese Details, dass die Brücke daher monatelang gesperrt sein wird.

Also hat sich schlau Thilolein einfallen lassen, San Rafael als Ziel einzugeben und sogleich Vallejo (wo er schon einige Nächte verbracht hat, als er San Francisco besucht hat) als Zwischenziel eingegeben. Das liegt nordnordöstlich an der San Francisco Bay. Da kam ich dann auch hin und Madame Navi hat eifrig weiter gerechnet. Was ich erst etwas später realisierte war, dass ich eigentlich wieder genau die Ostflanke der Bay entlanggefahren wäre, das Mistvieh mich also direkt wieder in Richtung Oakland Bay Bridge gelotst hätte. Das hat mich etwa 30-40 Minuten gekostet, bis ich das gemerkt habe (Hin- und Rückweg zusammen).

Ich habe das Tantchen dann mit einem weiteren Zwischenziel gefüttert und sieheda, "schon" hat das geklappt mit der Meidung der Baustellenbrücke.

Beim Einchecken wurde ich darauf hingewiesen, dass ich meine Übernachtungen zu spät gebucht hatte, also um einen Tag verzögert. Netterweise konnte ich dennoch schon heute hier bleiben, da noch ein Zimmer frei war. Dass ich dann eine Nacht früher abreisen werde habe ich dann erst während meines Aufenthaltes hier eruiert und dem netten jungen Mann an der Rezeption mitgeteilt. Nicht, dass wegen mir noch ein Zimmer leersteht.

Ich habe dann noch mein ganzes Equipment an den elektrischen Tropf [1] gehängt, bin online gewesen, habe meine Bilder gesichert und danach recht müde von der langen Fahrt in mein Leihbett im Zimmer 175 gefallen.

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