Reisebericht USA 2007
Markt Erlbach, im November 2007
Tag 8 - Springfield (Missouri) - Halltown - Avilla - Carthage - Galena - Baxter Springs - Commerce - Miami - Vinita - Claremore - Tulsa
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Samstag, 20. Oktober 2007

Irgend so ein Scherzkeks hat beim Wecker die pm-Zeit mit der am-Zeit vertauscht. Wie gut, dass ich um halb sieben etwa aufgewacht bin, sonst hätte ich bis 17:50 weitergeschlafen. Eine Stunde nach dem Aufstehen bin ich dann losgefahren. Die 12°C fühlten sich heute etwas frisch an, aber egal, ich sitze ja gleich im Auto.

Auf geht's! Der nächste Abschnitt der Route 66 wartet auf mich. Dann wollen wir ihn mal nicht warten lassen. Was natürlich auch auf diesem Abschnitt nicht fehlen darf: Motels. So zum Beispiel eines, das sich Rancho Court nennt und aus kleinen hübschen Bungalows besteht [1]. Genauso wie die weiteren Zeugen der bewegten Vergangenheit der Route 66 gehört das einfach dazu [1|2|3|4|5|6]. Fast noch spannender als der "gestern" gezeigte Orthopäde ist der Name des Springfielder Kinderarztes [1]. Auf dem Weg durch Springfield hielt ich kurz an, um die Abu Ben Adhem Shrine Moschee [1] zu knipsen.

Nachdem ich durch Springfield Missouri durch war [1|2] (übrigens das letzte Springfield für diese Tour), ging es weiter. Auf der Route, versteht sich. Unterwegs dann eine witzige und ziemlich aussergewöhnliche Halloween Dekoration [1]. Ich habe noch überlegt, ob diese Dame etwas mit dem Feuern auf dem unweit von diesem Platz stehenden Hof zu tun hat [1]. Ich machte mir ernsthaft Sorgen darüber, was hier vor sich geht, bin zurück gefahren und habe beruhigenderweise festgestellt, dass hier eine Art Räucherofen stand, der heiter vor sich hindampfte. Also Entwarnung. Und weiter geht's [1|2].

In Halltown (189 Bewohner) ist laut dem bereits mehrfach in meinem Bericht behandelten Reiseführer ein Antik Shop, dessen Besuch man sich mal gönnen soll. Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob ich das so bestätigen will. Könnte daran liegen, dass ich dem Reiseführer mittlerweile nicht mehr allzu wohlgesonnen bin. Jedenfalls stoppte ich mein Fahrzeug vor diesem Gebäude (steht direkt an der Route, ist gar nicht schwer zu finden) [1]. Der Laden selbst ist ein Flohmarkt der anderen Art: Massenweise alter Kram, rostig, heruntergekommen und weitgehend unansehnlich, wenig ansprechend kreuz und quer in der Gegend gestapelt [1|2|3]. Ich habe jedenfalls nichts gefunden, was ich brauchen könnte. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht so unbedingt der typische Antiquitätenkunde bin. Beim Gästebuch, in das ich mich auch kurz eingetragen habe, ist dann der Laden und sein Konzept nochmal in ein paar wenigen Sätzen nachvollziehbar erklärt [1].

Als ich diesen Laden verlassen hatte, wurde ich recht unsanft aus meinen diesen Besuch aufarbeitenden Gedanken gerissen []. Dieser schrille Klang gehörte zu einem Oldtimer, der zu dieser Straße passt wie die geballte Hand auf's viel zitierte Sehorgan. Ich startete eine kleine Aufholjagd, um ein bisschen Vorsprung rauszufahren und ein Bild von diesem Fahrzeug zu machen [1]. Und weil's mir so gut gefallen hat, das Gleiche nochmal [1].

Das ältere Ehepaar, das mit diesem Schmuckstück unterwegs ist, hielt sogar an für mich. Ich habe zu diesem großartigen Fahrzeug gratuliert und darum gebeten, mir ein paar Sekunden Vorsprung zu geben. Dann fahre ich voraus und mache ein kleines Filmchen. Und damit das Ganze dann auch akustisch rüberkommt bat ich darum, beim Vorbeifahren zu hupen. Das wurde mir dann so versprochen, also hüpfte ich flugs in's Auto und fuhr voraus. Ein paar Meter weiter mündete die Route dann in den Highway 96. Da ich aber unbedingt die Route als Rahmen für das Foto haben wollte hielt ich an und sprang sofort raus, wohl wissend, dass der Zeitrahmen eng wird.

So klappte das Ganze dann auch nicht so ganz, wie ich es mir vorstellte: Ich hatte das Gefühl, dass ich die Aufnahme nicht gestartet hatte, habe den entsprechenden Knopf gleich nochmal gedrückt und somit die erste kleine Aufnahme vom sich nähernden Oldtimer beendet. Aber immerhin konnte ich rechtzeitig neu starten, doch auch hier gab es einen kleinen Lapsus, den mir aber ein guter Freund mit seiner professionellen Ausstattung ausgebügelt hat. Doch genug gelabert, Ihr wollt jetzt sicher das Filmchen sehen [F].

Ich fuhr dann, schicksalsergeben wie ich mittlerweile bin, ein paar Meter Highway 96, der hier gleichbedeutend ist für den eigentlichen Sinn und Zweck der Reise: Die Route [1|2|3|4|5|6|7|8]. Kurz nach Avilla, nach wie vor auf dem  Highway 96 = Alte Route 66, hat mich dann, als ich gerade das letzte gezeigte Foto machte, ein "aufgemachter" Oldtimer überholt, ein so genannter Hot Rod. Auch hierfür eine kleine Aufholjagd, um ein hübsches Foto zu ergattern [1]. Wenn ich es nicht besser wüsste, ich würde glatt vermuten, hier in der Gegend ist ein Nest.

Ich erreichte kurz nach Mittag Carthage. Mit über 12.000 Einwohnern (Stand: 2000; Quelle: Wikipedia) eine der größeren Siedlungen auf meiner heutigen Strecke. In dieser Stadt fing ich an, so richtig an meinem Reiseführer zu zweifeln. Doch dazu später. Zunächst habe ich nämlich ein Telefon gesucht. Und eine Art Autotelefon gefunden [1]. Und von dort aus rief ich ein wichtiges Geburtstagskind an.

In Carthage war heute richtig was geboten. Ohne meinen Reiseführer wäre ich hier nicht hergekommen. So richtig war der Weg, den ich hier gefahren bin, aber trotzdem nicht. Aber ich wollte ja erst mal erzählen, was hier geboten war: Es handelt sich offenbar um ein großes Oldtimertreffen. Dutzende, wenn nicht gar hunderte alter und ganz alter Autos füllten die Straßen [1|2] und einen Park, der zum Parkplatz für diese automobilen Veteranen umfunktioniert war [1|2|3|4|5|6|7|8|9|10] [11|12|13|14|15|16|17].

Doch nun zum Reiseführer. Hühnchenrupfen! Steht da doch drin: "Links auf die Garrisson Street" - "Rechts auf die Centennial Street" - "Hinter Carthage fahren Sie auf die State Route 71". Ganz davon abgesehen, dass die beiden "Streets" nicht Streets sind sondern Avenues komme ich hier ganz woanders raus, als die Frau Stein das beschrieben hat. Nämlich an einer privaten Hofeinfahrt, an der sogar per Schild darauf hingewiesen wird, dass hier die Ein- und Durchfahrt verboten ist [1]. State Route 71? In Sichtweite. Aber wie komm ich da jetzt drauf? Wie auch immer, ein Elch muss tun, was ein Elch tun muss. In dem Fall halt mal wieder selbst navigieren. Also erst mal raus aus dieser Stadt [1|2].

Nachdem ich mir also die ominöse State Route 71 "erkämpft" hatte fuhr ich, von entsprechenden Zweifeln begleitet, auf Kansas zu [1|2]. Dort herrschen für Route-Reisende geradezu paradiesische Zustände: Die Route 66 ist ausgeschildert! Zusätzlich zu den (auch hier eher seltenen) Schildern gibt es alle paar 100 Meter ein "Route 66" Logo auf der Straße und man weiss: Hier bin ich richtig [1]!

Kurz nach der Grenze zu Kansas kommt man in das Örtchen Galena, wo ich einem echten Filmstar begegnen sollte. Zunächst halte ich auch hier die vorbildliche Beschilderung fest [1]. Während ich mich diesem dokumentarischen Highlight der Reise hingegeben habe trat aus einer alten Tankstelle [1|2], die an dieser Ecke steht, eine Dame heraus, die ich auf Ende 30 schätze. Ich fühlte die Gefahr, zugelabert zu werden und erwägte auch kurz, zu fliehen. Aber ich habe dann mal geschaut, was auf mich zukommt. Und ich sollte es nicht bereuen: Sie hat mich zuerst in ein Gespräch verwickelt. Sie führte mich in die ehemalige Tankstelle, die nun einen Souvenirshop sowie einen kleinen Imbiss enthält und erzählte mir von der Tankstelle, wie sie früher ausgesehen hat, wie sie und ihre Kolleginnen mit Hilfe von Freunden das Ganze herausgeputzt haben und, und, und.

Doch das eigentliche Highlight hier war: An der Ecke des Hauses, eben die Ecke, die beim Befolgen der Beschilderung "umfahren" wird, steht ein alter Abschleppwagen [1]. Dies ist nicht irgendein Abschleppwagen. Nein! Das ist Tow Mater. Hm. Wer ist Tow Mater? Bei uns in Deutschland wurde er bekannt als Hook. Auch nicht bekannt? Gut. Letzte Hilfe: Dieses Fahrzeug ist einer der Hauptakteure im Film "Cars", den Pixar im Jahre 2006 in die Kinos gebracht hat und der eine computeranimierte Hommage an die Route 66 ist. Die Dame hat mir dann auch Bilder gezeigt, wie Joe Ranft und sein Team diesen Ort besucht haben [1].

Wie ich erfahren habe ist der ganze Film "Cars" Joe Ranft gewidmet, der das Drehbuch zu "Cars" geschrieben hat und 2005 bei einem Autounfall ums Leben kam.

Nachdem die Route in Kansas ja nur eine Länge von gut 13 Meilen hat, kaufte ich mir noch ein Route 66 Kansas T-Shirt in einer Größe, die mir passt (Bierzeltgröße "M") und fragte nach einer Postkarte von "Tow Mater", nachdem ich wusste, dass ein Kollege von mir großer Fan des Films ist. Sowas gibt es hier (bisher) nicht, aber einen Rohentwurf habe ich für kostenlos bekommen. Ein Einzelstück also! Noch ein letzter Blick auf den "Filmstar" [1] und weiter geht's durch Galena [1|2], wo ich auch den Durst meines Autos kurz stillte (2,999$/G x 10,990 Ga =32,96$).

Die Temperaturen sind mittlerweile wieder bei 27°C angekommen, als ich eine der wenigen kansanischen (oder heisst das kansas'schen?) Route 66 Brücken fotografierte. Hier musste ich zunächst ein paar Minuten warten: Ein Pärchen, das die Brücke hierzu in falscher Richtung befuhr [1], stand hier und machte Fotos. Das heisst: Er machte Fotos, sie posierte. Nachdem ich zwei drei Minuten hier rumgestanden war sind die beiden zum Auto. Offenbar hat sie sich dort neue Klamotten geholt. Ich habe das Ganze ignoriert (ehrlich!), meine Bilder von der Brücke gemacht [1] und bin weiter gefahren.

Mein nächster Stop war dann auch schon in Oklahoma. Ja, die Route 66 in Kansas ist wirklich sehr, sehr kurz! Das Örtchen hier ist Baxter Springs [1]. Auf dem Weg nach Commerce, dem nächsten größeren Ort, fotografierte ich ein Restaurant der Sonic-Kette, die ich bis zu dieser Reise nicht kannte und die das Thema "Drive in" sehr klassisch aufgenommen haben: Man fährt mit dem Auto in eine "Box", bestellt und bekommt seine Verpflegung direkt an den Wagen gebracht [1]. Gegessen habe ich dort nicht. Und während ich diese Worte schreibe, bereue ich. Dafür habe ich ganz witzige Briefkästen entdeckt unterwegs und für Euch, liebe Leser/innen dieses Berichtes, mitgebracht [1].

Dann kam Commerce. Im nordöstlichsten Nordosten des Staates Oklahoma gelegen, gut 2600 Einwohner (2000, Quelle: Wikipedia), und ziemlich, wie soll ich sagen? Leblos. Trostlos [1|2|3|4|5|6].

Schon wenig später, fast noch an Commerce grenzend, gelangt man nach Miami. Nein. Ich habe mich nicht verfahren, das ist eine Stadt mit 13,5 Tausend Leuten (2006; Wikipedia) und einem hübschen kleinen Kino [1|2|3]. Der weitere Weg führte mich vorbei an neueren und älteren Zeugnissen des Auf und Ab des Lebens [1|2] nach Vinita, Oklahoma. Auch nicht gerade das, was ich eine pulsierende Stadt nenne [1|2].

Neben der Route 66 im weiteren Verlauf hielt ich noch an einem (weiteren) Autofriedhof an [1|2|3|4|5|6|7|8|9|10] [11|12]. Und wer mir jetzt die Geschichte mit dem Autofriedhof abgekauft hat: Reingefallen! Es handelt sich hierbei tatsächlich um einen "Classic Car Dealer". Sachen gibt's [1|2]. Am späten Nachmittag erreichte ich dann Claremore. Dort leitet mich der Reiseführer nach rechts und gleich wieder nach links, um ein Waffenmuseum zu erreichen [1]. Welches in einem Block steht, der genauso erreichbar gewesen wäre, wenn ich geradeaus gefahren wäre mit dem einzigen Unterschied: Ich wäre auf der anderen Seite des Blocks angekommen. So langsam aber sicher geht mir dieses Machwerk auf Papier auf den Nerv. Das Gun Museum war übrigens zu. Wie auch das Oklahoma Welcome Center, welches ein paar Meilen weiter seine geschlossenen Pforten präsentierte [1].

Irgendwie habe ich dann auch noch die restlichen Meilen nach Tulsa geschafft. Hier stellte sich mir die Frage: Augen zu und durch oder Augen auf und zügig dran vorbei? Mir verging so langsam aber sicher die Lust darauf, mich durch minderbeschilderte Städte zu kämpfen, gerade in solchen großen Städten. So beschloss ich, die Fährte der Route nach der Stadt wieder aufzunehmen. Aber erst mal ging es an die allabendliche Suche nach Unterkunft. Das erste Motel 6 war sofort gefunden: Runter vom Highway und rüber zum Motel. Und auf dem Weg dorthin, oh wie lustig, ein "Historic Route 66" Wegweiser.

Das hat mich nicht weiter beeindruckt, ich habe das Motel angesteuert um zu erfahren, dass belegt ist. Die nette Dame am Tresen hat aber gleich beim anderen Haus der Kette am Platz angerufen und dort für mich einen Raum "klargemacht". Eine sehr gute Idee, wie sich herausstellen sollte, war doch auch das andere Haus bereits ausgebucht, wie ich nach Ankunft feststellen konnte.

Die Dame am dortigen Tresen erledigte ihre Arbeit so schwungvoll wie die, Verzeihung, Ausrichtung ihrer Zähne. Aber wie gesagt, schwungvoll und auch sehr freundlich. Ich hatte jedenfalls keinen Grund zum Klagen. Dass ich "nur" ein Raucherzimmer bekommen habe, das sei akzeptiert. Ich habe dieses Motel dann auch mal fotografisch fixiert [1|2], wobei es mir beim Ergreifen der Kamera die Rechnung vom Red Roof Inn, die ich in der Tasche untergebracht hatte, davonwehte. Nach ein bisschen abendlichem Rechnungs-Verfolgungssport schaute ich im Zimmer 214, das mich heute 48,80 $ gekostet hat, noch ein bisschen Baseball. Nach wie vor ohne so richtig durchzublicken, worum es geht.

Heute waren es 325 Meilen, und Feierabend war um 21 Uhr. Ich bin ja allein auf dem Zimmer, da brauche ich diesen "9 pm" Käse nicht schreiben.

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