Reisebericht Irland 2008 - Tag 2
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Markt Erlbach, im Oktober/November 2008

Samstag, 4. Oktober 2008

Der erste Versuch meiner Handyarmada, mich zu wecken, begann parallel um 6:10. Ich schaue aus dem Fenster, es ist noch stockfinster und damit deutlich zu früh. Zwar stellte ich die Wecker dann auf Zeiten gegen 6:30 um, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken. Also machte ich mich daran, den "verlorenen Sohn" des gestrigen Tages zu öffnen, um zu sehen, ob noch alles da ist. Es ist noch alles da, fein!

Um halb 8 ging es dann auf die Piste. Ich fuhr zunächst mal in's Blaue, sozusagen. Ich steuerte Ardgillan Castle an, das allerdings nur bis Ende September zu besichtigen ist. Also ging es weiter [1] zum Malahide Castle [1|2], dessen Parkanlage allerdings noch geschlossen war an diesem Tag, nach Skerries [1]. Ich war kurz nach 9 dort, allerdings werden bei den dortigen Mühlen die Pforten erst ab 10 Uhr geöffnet. Also begnügte ich mich mal wieder mit ein paar Bildern von aussen [1].

Weiter [1]. ging es Richtung Drogheda. Als ich unterwegs ein Hinweisschild auf einen Bahnhof sah, bettelte mich meine Kamera umgehend auf die Art und Weise, dass ich sofort wusste, wenn ich jetzt nicht nachgebe, werde ich das für den Rest der Reise hören. Das zugehörige Nest nennt sich Gormanston, und auf einem Pfad, der bei uns als geteerter Feldweg durchgehen würde, überquerte ich ein Brücklein [1], das gerade mal einspurig befahrbar war. Danach kam ein richtiger Feldweg, wobei aber schon erahnbar war, dass hier kein Bahnhof mehr kommt, da mit der Brücke Gleise überquert wurden. Da aber das Wenden auf dieser Brücke nicht möglich war, fuhr ich bis zu deren Ende. Also fotografierte ich. Mal wieder [1]. Das Bahnhofshäuschen [1|2] selbst wirkt etwas verkommen, vielleicht sogar ausser Gefecht. Jedenfalls ist abgesperrt. Wahrscheinlich, damit niemand das Speisesalz [1] klaut.

In Drogheda hielt ich mich dann etwas länger auf. Ich stellte das Auto etwas ausserhalb der Innenstadt ab. Hier gab es (wieder einmal) ein sakrales Gebäude [1] [P] zu sehen, das aber nicht annähernd so hübsch ist wie die Kirche von Lusk am gestrigen Abend.

Beim anschließenden Stadtbummel, für den ich mir etwa eineinhalb Stunden Zeit ließ, gab es zu sehen: Eine Freiluft Waschanlage für Autos [1], ein eher mäßig harmonisches Miteinander verschiedener Epochen [1], Brücken, Apotheken [1] und ein paar kleine Einkaufszentren. In einem gab ich meine bei eBay erworbene Uhr ab, da deren Batterien schwächelten. Dort konnte man mir aber nicht unmittelbar helfen, verwies mich jedoch an einen Laden, der das könnte und der nur wenige Schritte vom Ausgang der Ladenpassage weg ansässig war. Das kostete dann 10 Eur, und die Batterie war schon am Abend leer. Oder die Uhr gar kaputt. Wer weiss. Jedenfalls schlug ich die veranschlagten 10 Minuten Wartezeit - 15 oder 20 waren es dann - mit dem Besuch einer Kirche tot [1|2] [P].

Ich schlenderte weiter durch die Straßen der Innenstadt, besichtigte (und, klar, fotografierte) Läden und Straßen [1]. Unmittelbar neben meinem Stellplatz gab es dann noch eine Ruine einer Kirche, deren eine Seite quasi in die teils noch erhaltene Stadtmauer integriert war [1|2|3]. Direkt daneben war die "Garda" ansässig, was mir verdammt deutlich nach Polizei aussieht aber eben anders heisst [1]. Nach ein paar weiteren Schnappschüssen - Verzeihung: Meisterwerken der Fotografie [1|2|3] saß ich wieder im Auto und machte mich auf die Suche nach Newgrange [1].

Ja, das stimmt, ich fuhr nicht einfach nur hin, sondern ich musste es suchen. Das Navigiermaschinchen kannte den "Ort" nicht, der ja auch nur eine Sehenswürdigkeit bezeichnet, und die Beschilderung ist teilweise etwas dürftig.

Für die 5,80 EUR (Stand heute) Eintritt darf man dann dies erwarten: Parkplatz fernab der Sehenswürdigkeit. Etwa 300 Meter Fußmarsch, dem Wetter hübsch ausgeliefert, zum "Visitor Center". Wer etwas weiter weg parkt darf bis zu 400 Meter laufen. So wie ich. Dort kauft man sich dann das Ticket - Wahlweise für Knowth auch gleich mit. Das ist dann etwas ähnliches, aber da jede Tour für sich etwa eine Stunde dauert, wollte ich mal nicht weiter übertreiben.

Achja, ich war ja bei der Aufzählung: Man läuft dann weitere ausgewiesene 300 Meter über eine Brücke, die sich auf der Gegenseite stupide im Kreis windet, also unnötigen Umweg bedeutet, zur Haltestelle für Bus Shuttles. Diese chauffieren die Gäste dann zur Stätte des Interesses. Durch den Regen wird man dann von einer kleinen Hütte ausgehend von einem Guide geführt. Vor der rätselhaften Kultstätte der Ureinwohner Irlands werden dann allerhand Fakten dargeboten, gefolgt von weiteren Informationen und vom Stand der Forschungen. Ich machte nebenbei ein paar Bilder [1|2|3].

Das Ganze wurde, so viel habe ich mitbekommen, vor 5.000 Jahren erbaut. Dazu wurde erklärt, dass dies rund 1.000 Jahre vor Stonehenge gebaut wurde und damit auch etwa 500 Jahre bevor die Ägypter ihre Baugenehmigungen erteilten. Es wird gemunkelt, dass es zu erheblichen Verzögerungen wegen des nicht zureichenden (Achtung, Killerwortspiel!) Fluchwegeplans kam..

Wie dem auch sei, abgesehen von den etwas seltsamen Rahmenbedingungen hier ist das schon eine interessante Geschichte. Soweit ich das mit meinen verbliebenen anderthalb Ohren, dazu noch in einer irgendwie doch noch teilweise fremden Sprache (immerhin fließt hier in das Englische noch Fachchinesisch ein) mitbekommen habe. Es war die Rede von enormen astronomischen Kenntnissen, die man damals offenbar schon hatte, begleitet von bedeutender Mathematik und Architektur.

Ein paar Zahlen: Hier sind rund 20.000 Tonnen Steine aufeinander gestapelt - und zwar so exakt, dass alles bombenfest sitzt. Die Steine wurden von Abbaustätten in etwa 30 km Umkreis herbeigeschafft, wobei die Steine für das Fundament dieses Grabhügels ein Gewicht von bis zu 10 Tonnen aufweisen. Pro Stück!

Für die Astronomen unter Euch: Der Eingang der Anlage ist doppelstöckig. Der untere Eingang ist auch als ebensolcher nutzbar, durch eine riesige Steinplatte getrennt liegt darüber eine Art Lichtschacht. Die Gruppen von schätzungsweise 20 Mann werden durch den Eingang in die Kammer geführt. Es geht hier verdammt eng zu. Wer gerne Klaustrophobie feiert sollte sich das hier definitiv nicht antun, an einer Passage hatte ich gar Angst, stecken zu bleiben. Im Raum, ich schätze ihn auf etwa 4-5 Meter Höhe, werden dann die Leute im Kreis aufgestellt und lassen - entsprechend der Anweisung - den Weg vom Eingang herwärts frei. Nach diversen weiteren Erklärungen wird ein Phänomen nachgestellt, das man hier entdeckt hat:

Fünf Tage im Jahr, und zwar exakt um den 21. Dezember, also Winteranfang, dringt das Licht der aufgehenden Sonne durch den Schacht direkt auf den Boden der Kammer und erleuchtet mittels Reflexionen - und da dürften jetzt die Herzen der Architekten zumindest geringfügig berührt sein - den ganzen Raum. Der Boden ebendessen ist also dadurch, dass er stetig ansteigt, auf einer Ebene mit der Unterkante des Lichtschachtes. Dieser ist, fast wie bei vielen Kirchen seit Jahrhunderten üblich, kreuzförmig angeordnet. Neben dem Zugang mit Lichtschacht gibt es drei Nischen, in denen offenbar seinerzeit die Toten verbrannt oder Mitbürger geopfert wurden. Der Sarkast in mir bittet um das Wort, aber ich verwehre es an dieser Stelle.

Es wird noch darauf hingewiesen, dass sich bitte alle, die in Dunkelheit in Panik vefallen, sich melden mögen, um sich evakuieren zu lassen. Wer vor hat, dies an dieser Stelle erst von sich zu erfahren möge sich zusammenreissen und von einer panikartigen Flucht absehen. Dann wird das Licht ausgeschaltet und von aussen her ein Lichtstrahl generiert, der eben den Weg des Sonnenlichts an besagten Tagen nimmt - und siehe da: Die Kammer ist hell erleuchtet. Naja, taghell nicht, aber es ist beeindruckend.

Jedes Jahr werden für dieses Spektakel übrigens für 5 Tage je 20 Leute ausgelost, die dabei sein dürfen. Die Bewerbungen belaufen sich auf etwa 27.000 pro Jahr - Die Chancen, dabei sein zu dürfen stehen also bei 1:270. Und selbst wenn Du da Glück gehabt haben solltest kann Dir keiner garantieren, dass das Wetter das anstandslos akzeptiert.

Nach dem Verlassen des Gebäudes ergibt sich die Gelegenheit, ein Mal drum herum zu laufen. Und natürlich weitere Bilder zu machen . Davon machte ich, nachdem es kurzfristig aufhörte zu regnen, auch direkt Gebrauch [1|2] [P], eilte dann aber zum Bus Stop, wo ich ein Paar antraf, welches mich fragte, wie wir denn den Namen der anderen Kultstätte, Growth, aussprechen würden. Mein Hinweis auf meine Herkunft befreite mich von dem krankhaft selbstverpflichtenden Gedanken, antworten zu müssen. Die beiden stammen übrigens aus Kananda.

Der Bus holperte dann zurück, ich lief über den beschriebenen, seltsamen Pfad [1] zurück zum Visitor Center und legte mir dort noch eine "Ireland Culture" Karte zu, kaufte ein paar Postkarten (wobei es die Briefmarken dazu im Café gab - warum auch immer), machte noch Bilder aus dem Besucherzentrum, von dem aus man eine prima Sicht auf den Newgrangeschen Hügel haben kann, wenn das Wetter passt [1] und lief - in mittlerweile wieder strömendem Regen - zurück zum Auto.

Bei der Suche nach einem Kloster in der Nähe, welches ich per Navi zu finden versuche, lotste mich genau dieses in eine Straße, bei der es dann hieß: "Nach 200 Metern haben Sie Ihr Ziel erreicht. Das Ziel befindet sich links" [1]. Das hätte ich dann aber doch eher als Weide bezeichnet.

Unterwegs erfuhr ich, wo die Redewendung "den Ball flach halten" stammen könnte [1], sah das erste Mal Schafe (natürlich auf meinen Irland Aufenthalt bezogen), fuhr durch den irischen Regen [1] und ließ mir vom Navi diverse Sachen erzählen, bei deren Umsetzung ich jemanden besucht hätte, der das vielleicht gar nicht gewollt hätte [1]. Nachdem der Besuch zweier Klosterruinen wetterbedingt nicht allzu viel Spaß zu machen drohte machte ich mich auf den Weg nach Kingscourt. Das hat das Navi ganz prima gefunden, nur unterwegs machte mir eine Straßenmündung zu schaffen, die sehr flächig war, aber dafür nicht eindeutig beschildert (vorfahrtstechnisch) und von Schlaglöchern nur so übersät. Klar, dass hier auch die Fahrbahnmarkierung fehlte. So ein XXL Schlagloch voller Farbe kostet Geld ohne Ende.

Wie dem auch sei, schon wenige Schlaglöcher später war ich dann an der Einfahrt des Cabra Castle. Ein elegantes, schmiedeeisernes Tor führt zu einer ewig langen Einfahrt [1], bis hinter den Bäumen irgendwann das Hotel zu sehen ist [1]. Links und rechs davon befinden sich die Bahnen des angegliederten Golfplatzes. Nach wie vor scheint das Wetter sich nicht so ganz schlüssig zu sein, ob es nun regnen möchte oder nicht. So richtig trocken wurde es dann im Laufe des Abends übrigens auch nicht mehr.

Da vor dem Hotel so ziemlich alles an Parkplätzen belegt war fuhr ich einige Meter hinter das Haus und zog mit meiner Fototasche und dem Technikköfferchen im Stechschritt los, damit nichts nass wird.

An der Rezeption erfuhr ich dann, dass mein Zimmer mit der Nummer 75 im Hinterhaus ist, ich vermute, das waren mal die Stallungen. Dort hätte ich dann auch einen Parkplatz vor Ort. Ich wurde gefragt, ob ich meine Kreditkarte kurz hinterlegen könnte, damit eventuelle Extraleistungen verrechnet werden könnten. Erst habe ich überlegt, das nicht zu tun, aber habe es dann doch gemacht, wohl wissend, dass ich ja nichts bestellen muss. Dabei hatte ich ein erst kürzlich aus beruflichen Gründen besuchtes Hotel in Südwestdeutschland im Hinterkopf, wo ein Mars Riegel über 2 Euro kosten sollte und bei meiner Abreise schon zwei Tage über dem Verfallsdatum war.

Auf dem Zimmer fand ich dann eine Menükarte vor, die Preise waren dann doch erstaunlich moderat. Also klotzte ich anstatt zu kleckern und bestellte mir ein Bagel mit feinem Lachs und eine Cola dazu. Das erfolgte erst, nachdem ich im Regen mit Schirm und Jacke los zog und das Haus bei Nacht fotografierte [1|2]. Wenn Du Dich jetzt, weil Du mich kennst, über die Jacke wundern solltest: Die war da, weil es regnete. Nicht weil ich fror.

Während ich fotografierte gesellte sich übrigens ein Hund zu mir, der offenbar zum Haus gehörte und in seiner Ahnentafel sicher auch irgendwo ein Pferd hat, so groß wie der ist. Irgendwie musste ich an den Hund von Baskerville denken, eines der wenigen Bücher, die ich bislang im Lauf meines Lebens gelesen habe. Doch der Hund wusste sich im Zaum zu halten, so dass ein friedliches Nebeneinander stattfinden konnte ohne vorheriges Blutbad.

Also ging es unverletzt zurück in das Schlafgemach [1|2|3|4]. Das Abendessen [1], übrigens 12 Euro teuer, kam nach etwa einer viertel Stunde und war hübsch lecker. Der Bringservice kostet noch mal 5 Euro Zuschlag. Dafür hätte ich dann sicher schon, wie schon am Empfang abgefragt wurde, richtig dinieren gehen können.

Ich nahm noch ein Vollbad, schrieb ein wenig an dem Bericht hier weiter und machte dann Feierabend.

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