TomDerElch.com - Reisebericht USA 2004
Tag 5: San Francisco - Loveparade 2004 - Tracy
Markt Erlbach, im Oktober 2004

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Samstag, der 02.10.2004

Der Weckruf für heute war für 6 Uhr bestellt und traf recht pünktlich ein. Nachdem mein Luxuskörper geduscht war, packte ich meine sieben Sachen, plante die Fahrtroute und brach auf. Wichtigster Programmpunkt heute und eigentlich der Hauptgrund für diese Reise: Die Loveparade. Was Insider schon längst wissen, ist vielen noch gar nicht bekannt: Die Loveparade findet seit dem Jahr 2000 nicht mehr nur in Berlin statt sondern war mittlerweile schon zu Besuch in Tel Aviv (Israel), Mexico City, Wien und Kapstadt. Für 2005 ist geplant, Chile mit in's Programm zu nehmen.

Heute ist die grosse Premiere in San Francisco. Die erste Loveparade der USA, also eine Demonstration für Frieden auf Grund und Boden eines, ich kann bzw. will es nicht anders formulieren, kriegstreibenden Staates. Wie bereits eingangs erwähnt war es für mich keine allzu leichte Entscheidung, dem Ruf dieser Parade zu folgen, doch nach langem, Nerven zehrenden Hin und Her tat ich es halt doch, wider aller Vernunft.

Auf dem Weg in die Stadt machte ich erneut kurz Halt auf Treasure Island, um auch Bilder der Oakland Bay Bridge und der Skyline von San Francisco bei Tag [1|2|3|4|5] mitbringen zu können. Nachdem dies getan war, setzte ich mich in's Auto und fuhr los. Auf der Brücke dann merkte ich, dass ich einen blinden Passagier an Bord genommen hatte: Eine Biene. Diese lud ich durch herunterlassen der Scheibe der Beifahrertür ein, sich in die Freiheit zu begeben. Nachdem sie sich nicht entschliessen konnte und halbherzig "draussen" war, liess ich die Scheibe wieder hoch und habe somit das arme Tier wohl geköpft [1]. Tragisch, aber ich kann dem Tierschutz keinen grösseren Spielraum gewähren, wenn ich mit 50 MPH (immerhin 80 km/h) über eine fünfspurige Brücke fahre. Damit die Zeit vor der Parade etwas schneller vergeht, bin ich erneut zu den Twin Peaks gefahren. Warum schon wieder? Nun, ich war die ersten beiden Male, als ich San Francisco besucht habe, nicht hier, dann habe ich ja schliesslich was nachzuholen. Die Sicht hier war allerdings sehr mager [1].

Auf dem Parkplatz traf ich dann schon mal ein paar Leute aus Sacramento [1], die ebenfalls die Parade besuchen wollten. Da waren's dann immerhin schon zwei Autos! Wir wurden dann von einem Fahrzeug, das uns darauf aufmerksam machte, dass dies Privatgrund sei und kein kostenloser Parkplatz (so wie es auf der Homepage der Veranstalter zu lesen war), weggelotst verbunden mit der Bitte, wir mögen doch von diesem "Parking Lot B" auf das "Parking Lot A" wechseln - wo pro Fahrzeug dann doch 10 USD zu berappen waren. Nachdem ich dann ein Gruppenfoto dieser Leute aus der Hauptstadt Kaliforniens gemacht hatte, habe ich mich auf den Weg gemacht in Richtung SBC Park (für die, die's nicht wissen: Das ist das dortige Baseballstadion) über eine durchaus beeindruckende Zugbrücke [1] erst mal zum Stadion [1|2] selbst. Dort habe ich dem Fanshop erst mal einen kurzen Besuch abgestattet. Was es nicht alles gibt! Neben den üblichen Sachen wie Schlüsselanhänger, Käppies, Trikots und Aufkleber gibt es hier ein Kochbuch und eine Spielfigur aus den "Toy Story" Filmen, Buzz Lightyear, in voller Vereinsmontur.

Beim Verlassen des Ladens kreuzte ein kleiner, schmächtiger Mann meinen Weg, offensichtlich Asiat. Und offensichtlich taubstumm. Er hatte einen Flyer in der Hand von der Loveparade und schien wissen zu wollen, ob er da richtig ist. Nun, wie mache ich so einem klar, dass er so halb richtig ist, die ganze Geschichte aber ein paar Strassen weiter ihren Start haben wird? Ich habe es versucht. Mit Betonung auf den Lippenbewegungen, mit zeigen auf dem Flyer, auf dem auch der Startpunkt zu sehen war. Schwierig, wenn man als Feedback nur "Auuu?" "Auuu!" und "Auuu!?!" erhält. Ich denke, ich habe mein Möglichstes getan und habe meinen Weg fortgesetzt. Erst mal eine Filiale eines Fast Food Filialisten aufgesucht zwecks Einnahme von Frühstück. Ich bin dann die Strasse entlang flaniert, die sich "The Emberacadero" nennt und am Ufer der San Francisco Bay entlanggeht, habe unterwegs ein paar Bilder der Gegend [1|2] und von der Oakland Bay Bridge [1|2|3|4] und der darunter liegenden Feuerwache [1] gemacht. Nach einer kleinen Exkursion in die Welt der Kunst im Grossformat [1|2|3] bin ich abgebogen in Richtung der Kreuzung, an der das Schicksal der Loveparade San Francisco also seinen Lauf nehmen sollte.

Auf den zwei Strassenabschnitten hier am Rande des Wolkenkratzerviertels von Downtown San Francisco stehen viele der Wagen schon um 12 Uhr so gut wie startklar [1|2|3] bereit. Ein rosa Hase, der in einem Geländewagen vorbeifuhr und mir eigentlich Sorgen machen sollte, wurde fotografiert [1], falls ich Beweise für meinen Therapeuten brauche. Einige machen noch die letzten Korrekturen ihrer Dekoration, viele haben schon eifrig Musik laufen. Was mir auf den ersten Blick auffällt: In Deutschland wird das Ganze gemacht mit grossen LKW, riesigen Aufliegern und entsprechend dimensionierten Boxenwänden. Nicht so hier. Eigentlich hatte ich mir diese riesigen, majestätischen, vor poliertem Chrom nur so blitzenden Monster vorgestellt, die mich ja seit meiner Jugend faszinieren. Nun, es waren ein paar davon dabei. Weitgehend hat man sich hier aber kleinerer Fahrzeuge bedient: Pickups (oft auch Trucks genannt), Pkw mit Hänger, und uralte Busse. Während ich also so zwischen den einzelnen Wägen umherirre und die ersten Fotos mache, sehe ich IHN! Den Erfinder und somit godfather der Loveparade, Matthias Roeingh, auch und wohl eher bekannt als "Dr. Motte". Nach einigem Zögern hab ich mich zusammengerissen und ihn gefragt, ob es denn möglich sei, mit ihm mal auf ein Bild zu kommen. Ich habe dann der jungen Dame, der er kurz erklärt hat, wie so eine Loveparade funktioniert, meine Kamera anvertraut und sie hat das dann doch ganz gut hinbekommen [1]. Sie hat anscheinend verstanden, wie Loveparade funktioniert.

Die nächsten Minuten bis zum Start der Parade um 14 Uhr (auch 2 pm genannt) verbrachte ich mit dem Fotografieren diverser Wagen [1|2|3|4|5|6] und Teilnehmer [1|2|3]. Und eher zufällig bemerkte ich doch recht gut getarnter Teilnehmer [1]. Doch nicht alle waren schon fertig. Ein Wagen hatte rund 10 Minuten vor Beginn der Parade gerade mal die Einzelbausteine auf dem Wagen, doch noch rein gar nichts verkabelt oder dekoriert [1]. Ich denke für den Betreiber dieses Wagens dürfte die Parade mit am spannendsten gewesen sein. Aber gut, wer weiss, was die hier in 10 Minuten noch alles auf die Beine stellen. Mittlerweile schätze ich die Zahl der Anwesenden auf 10.000 Leute, die Polizei riegelt bereits die eine Kreuzung am "Kopf" des Zuges ab [1] und leitet den Verkehr bereits an den vorigen Kreuzungen um. Dieses Flair, wie man es von der Schwesterparade in Berlin kennt, macht sich spätestens jetzt breit. Ich kriege nicht nur Gänsehaut [1], ich sehe sogar schon wieder rosa Hasen [1]. Das wird mir dann doch etwas unheimlich.

Doch ich denke, einige der Anwesenden begleiten den Gedanken von Friede, Freude, Eierkuchen (der ursprüngliche Leitsatz der Loveparade Berlin, 1989) nicht erst seit Techno, wie ein weiterer, hier von mir aufgestöberter, Teilnehmer [1] zeigt.

Punkt 2 Uhr nachmittags setzt sich dann der ganze Tross [1|2], eskortiert von hochpolierten Motorrädern [1] des San Francisco Police Departement, in Bewegung: Die 29 angemeldeten Wagen der Parade biegen von der Beale in die Folsom Street ab, der grosse Moment, der Start, der Beginn der ersten Loveparade in den Vereinigten Staaten von Amerika. Nach und nach werden die Strassen, über die die Route führen soll, für den Zug abgesperrt. Sogar "The Emberacadero" [1], eine durchaus hoch frequentierte Strasse, wird für dieses Ereignis abgesperrt. Tausende tanzen in den Strassen San Franciscos, während sich die mit der Bewachung der Meute vertraute Polizei eher für einen deutschen Sportwagen interessiert [1].

Zur "Abnahme" der Parade habe ich mich dann kurz nach der Unterquerung der Oakland Bay Bridge positioniert, da sich hier sicher mit die schönsten Bilder machen lassen. Unter mehr oder weniger schnell schlagendem elektrischen Beat bahnen sich also die zivil genutzten Militärfahrzeuge [1|2], Pickups [1|2|3] und grossen Trucks [1|2|3|4|5|6] den Weg entlang des "Emberacadero", und wer genau hingesehen hat, konnte sogar fahrende Pilze [1] finden, die ebenso wohl eher eine Themaverfehlung definieren wie der Häschenwagen [1|2], der die Parade bis zum Schluss begleitet hat. Während die Menge immer mehr und mehr in Wallung [1|2|3|4] kam, wurde sogar der Last Minute Wagen mit der Buddha-Figur gesichtet, an dessen Äusserem sogar noch während der Fahrt eifrig gefeilt wurde [1]. Das Wunder von San Francisco!

Nachdem nun ein mit Herzchen übersäter Bus [1], der wohl früher zu touristischen Zwecken genutzt wurde, vorübergezogen ist, ging gewissermassen der Vorhang auf für den Magic Bus [1], der sicher nicht nur ein besonders ulkiges Styling verpasst bekommen hat, sondern auch in seiner Gestaltung einen meiner Meinung nach gelungenen thematischen Brückenschlag zur 68er Generation bildete, die damals ja unter anderem in San Francisco eine ihrer Hochburgen hatte. Scott McKenzie lässt grüssen.

Wer auf einmal rosa Elefanten [1] gesichtet hatte, brauchte sich grundsätzlich mal über Alkohol- oder Drogenkonsum keine Gedanken machen, vor allem, wenn er weder das eine noch andere im Vorfeld konsumiert hat. So wie ich: Es war der Wagen eines hierzulande wohl recht bekannten Clubs mit dem Namen "Pink Mammoth". Also ist das gar kein Elefant. Auch recht.

Sogar auf den Balkons der Häuser hier, die sicher nicht gerade zu den billigsten Behausungen der Stadt gehören, wurde mitgefeiert und -getanzt [1]. Der Partywurm setzte seinen Weg fort, vorbei am SBC Park - wo sogar eine mobile Ein-Mann-Disco [1] zu bewundern war - zu den weitläufigen Parkplätzen dieser Sportstätte an South Beach Harbour. Die eigentliche Parade war nach zweieinhalb Stunden "abgespult", hier ging es dann noch fröhlich weiter bis in die Abendstunden, als es kühler wurde und die Partymeute sich in die zahlreichen Clubs der Stadt und Umgebung verzogen hat, in denen weitere Partys stiegen. Auch hier kristallisierte sich schnell heraus, dass die Probleme hier keine anderen sind als in Berlin [1].

Alles in Allem war die Parade für's "erste mal" gut gelungen. Das Eine oder Andere wäre sicher noch zu ändern gewesen, die Musikrichtungen verliessen relativ oft den Techno- und House-Bereich, auch wenn man die Definitionen derer etwas erweitert. Die Trucks waren bei weitem nicht so imposant wie in Berlin. Vielleicht eine Kostenfrage, vielleicht Anfängerfehler, vielleicht einfach nur langsames Herantasten an die Materie, wie man sie aus Berlin kennt. Nicht so gut fand ich, dass der Zug mehr oder weniger durch die Stadt gerast ist, die Teilnehmer hatten damit zu tun, den Wagen hinterher zu rennen, an tanzen war oft nicht zu denken. Die Route war deutlich kürzer als die Berliner, als erwartete Teilnehmerzahl wurde von den Veranstaltern 10.000 erwartet, ich persönlich schätzte auf 20.000 bis 30.000 Leute und lag damit wohl ganz gut, denn die Berichte die ich im Nachhinein zu lesen bekam schrieben meist von "um die 25.000" Leuten.

Nachdem ich also diese nette, wenn auch etwas enttäuschende Parade erlebt habe, setzte ich mich in mein Auto und fuhr los Richtung Tracy. Wenn Ihr jetzt denkt, es kämen hier Frauengeschichten an's Tageslicht, muss ich Euch enttäuschen. Tracy ist ein mittelgrosses Städtchen östlich der San Francisco Bay, hinter Oakland gelegen am Highway 205. Ob es hier touristisch interessante Punkte gibt, konnte ich bislang noch nicht herausfinden, der Grund, aus dem ich das Städtchen ansteuerte war das von mir bereits vorab hier gebuchte Motel. Auf dem Weg dorthin hielt ich an einem dieser Einkaufszentren, die meist 1-2 grosse Supermärkte und diverse kleinere Fachgeschäfte, Friseurläden oder sonstige Handels- oder Dienstleistungsbetriebe beherbergen, um noch ein paar Liter Getränke an Bord zu nehmen. Dort erspähte ich ein Internet Café, wo ich für ein paar Dollar mal eben schnell meine eMails gelesen und beantwortet habe und sogar direkt per Telegramm (Gespräch über's Internet unter vier Augen) mit ein paar Leuten aus AOL Kontakt aufnahm.

Das Motel in Tracy war übrigens schnell gefunden. Das war, Stammleserinnen und -leser können sich's vielleicht schon denken, kein Verdienst der Anfahrtskizzen im Verzeichnis der Motelkette, sondern Ergebnis der Tatsache, dass das Motel vom Highway aus rechtzeitig zu sehen war und ich mich von meinem Orientierungsinstinkt leiten lassen konnte. Diesmal fehlerfrei. Das Motel lag nahe zweier Tankstellen, ich erhielt das Zimmer mit der Nummer 107 zugeteilt und nach ziemlich exakt 100 Meilen wollte ich nur noch kurz meine Fahrtroute für den nächsten Tag festlegen, mich künstlichem Regen aussetzen und anschliessend dem Thema Schlaf widmen. Es ist zwar erst 20 Uhr gewesen, doch der nächste Tag sollte gemäß meinen Planungen einige Meilen an zu überwindender Strecke parat halten. In diesem Sinne an dieser Stelle erst mal gute Nacht!

Informationen zum Thema:
Homepage Loveparade San Francisco
Homepage Loveparade Deutschland

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