TomDerElch.com - Reisebericht USA 2004
Tag 7: Bishop - Big Pine - Death Valley - Scotty's Castle - Beatty - Geisterstadt Rhyolite - Stovepipe Wells - Panamint Springs
Markt Erlbach, im Oktober 2004

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Montag, der 04.10.2004

Auch heute habe ich den Weckruf wieder knallhart setzen lassen: Ich beantragte auch heute, das Telefon Punkt 6 Uhr klingeln zu lassen. Nachdem ich dann auf die Schnelle gepackt hatte und mein Gepäck wieder im Auto war, brach ich zunächst auf in Richtung eines der Supermärkte vor Ort.

Dort deckte ich mich mit ein paar Kleinigkeiten ein, unter anderem 12 Flaschen Wasser. Es wird nämlich empfohlen, und das möchte ich hier gleich noch mal unterstreichen, bei der Einfahrt in das Death Valley nicht nur ausreichend Sprit im Tank zu haben, sondern auch genug Wasser an Bord. Pro Person 4 Liter und für das Auto zusätzlich etwa die gleiche Menge. Zwar zahlt man einen Obulus beim "Betreten" des Tal des Todes und es sind auch grundsätzlich immer wieder Ranger unterwegs, die mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn jemand mit dem Auto unterwegs liegen bleibt - aber sicher ist sicher! Nachdem also der Grundbedarf an Flüssignahrung gedeckt war und ich - wenn auch nur vom Parkplatz aus - das amerikanische Parallel zu dem, was man hier "Alpenglühen" nennt, fotografiert hatte [1|2], stärkte ich mich beim örtlichen McDonald's. Einige Handwerker - wie ich später anhand des Fuhrparks auf dem Parkplatz erkennen konnte Klempner, Elektriker und Landschaftsbauer - haben dies auch beschlossen und haben sich, das habe ich mehr oder weniger mithören MÜSSEN, über den derzeit wieder etwas aktiven Mount St. Helen unterhalten.

Der direkte Weg zu meinem heutigen Ziel wäre zunächst über den Highway 395 ansteuerbar gewesen, von dem ich dann über die Highways 136 und 190 direkt an's Ziel kommen hätte können. Doch stand noch ein für mich wichtiger Programmpunkt an, der mir letztes Jahr aus Zeitgründen nicht gegönnt war: Scottys Castle. Also fuhr ich zunächst den Highway 395 nur bis Big Pine, bog dort links ab und nahm den 168er in nordöstliche Richtung. Nach kurzem Verlauf dieses Highways war ein Weg zum Scottys Castle ausgeschrieben, der eine deutliche Abkürzung meiner geplanten Tour dargestellt hätte - jedoch waren Schilder aufgestellt, die besagten, die Strasse sei geschlossen. Toll. Also weiter auf dem Highway 168, dieser schlängelt sich dann mehr oder weniger durch die hiesigen Bergketten und verläuft mitunter durchaus skurril [1]. Wer hier entlang fährt, sollte damit rechnen, dass aus zwei Fahrstreifen auf einmal einer wird. Wer allerdings die Sigmundstrasse in Nürnberg kennt, dürfte für solche Situationen ausreichend trainiert sein. Und man sollte auf jeden Fall auch damit rechnen, dass LKW hier, offenbar ohne Rücksicht auf Verluste, entlangbrausen. Wenn auch, und das beruhigt ein wenig, sehr wenige.

Nachdem allerdings die Bergkette passiert ist, trifft man wieder auf eine Tiefebene: Hier geht's dann meilenweit geradeaus [1]. Zumindest von oben gesehen. In Fahrtrichtung gesehen ist das hier eher eine Achterbahn, die Fahrbahn schmiegt sich quasi so in das Gelände, wie die Natur es vorgibt - und das bedeutet sehr viel auf und ab [1]. Mit ein bisschen mehr Geschwindigkeit als erlaubt könnte (!) dies eine Erlebnisfahrt werden, wichtig ist jedoch, dass man an Kuppeln, hinter denen kein weiterer Strassenverlauf zu erkennen oder zu erahnen ist, mit angemessener Geschwindigkeit fährt, da auch diese hin und wieder für die eine oder andere fahrtrichtungstechnische Überraschung gut sein können. Hoch interessant ist es auch, hier mal einen Zwischenstopp einzulegen. Stellt Euer Auto, wenn Ihr jemals hier her kommen solltet, am Strassenrand ab wenn der Verkehrsfluss es erlaubt (Haha! Verkehrsfluss! Kleiner Gag am Rande. Wer schon mal da war weiss, warum.), macht den Motor aus, steigt aus und seid still. Wenn's nicht komplett anders abläuft als bei mir, erfahrt Ihr an dieser Stelle, was Stille ist. Keine Grillen zirpen (zumindest am Tag, wie's in der Nacht ist, weiss ich nicht), man hört kein Auto, es rauscht kein Meer, es fliegt kein Flugzeug, es kläffen keine Köter, kein Vöglein zwitschert. Es ist einfach nur: Still!

Unterwegs kommt man dann, kurz nach der Grenze zu Nevada, an den Ruinen einer Geisterstadt namens Palmetto [1] vorbei, zu der es auch eine kleine erklärende Tafel [1] gibt. Nachdem ich diese Tafel (nicht bildlich!) überflogen hatte und sowohl diese als auch die Ruinen bildlich festgehalten habe, ging's weiter. Unterwegs störte ich ein paar Krähen beim Frühstück, die sich gerade ein auf der Strasse liegendes, sicher von einem Auto überfahrenes Aas schmecken liessen. Eine recht ungewöhnliche Situation fand ich dann dort vor, wo dieser Highway auf den hier in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Highway 95 trifft: Hier gibt es so gut wie gar nichts. Zwar befindet sich hier sogar eine Ranch, die sich Cottontail Ranch nennt. Aber wer hier richtige Zivilisation erwartet, vielleicht eine Tankstelle oder einen kleinen Shop, wird wohl enttäuscht werden. Einfach nur eine (recht überraschend auftauchende) Kreuzung, mitten in der Wildnis, angekündigt lediglich durch das Stoppschild an der Einmündung selbst. Also ging's weiter Richtung Süd, ein Ort namens Scottys Junction wäre der nächste markante Punkt gewesen, doch bereits vor diesem Ort (eher ein Weiler) geht Highway 297 in südwestliche Richtung ab.

Dort stand dann, nach zwei oder drei Meilen Fahrt, ein Bauarbeiter, mit einem weiteren Stoppschild. Ich machte den Motor aus, liess aber die Scheiben unten, es war zwar immer noch recht früh, dennoch merkte man die Sonneneinstrahlung im Auto sehr stark. Wie schon letztes Jahr am Highway 1 sorgte auch an dieser Baustelle ein "Follow me" Auto dafür, dass sich niemand verfuhr. Immerhin sind es zwei Autos gewesen, die in diese Richtung wollten, die Länge der Baustelle selbst schätze ich aber auf immerhin rund 5 Meilen, es wurde die Teerdecke erneuert. Nachdem mein Vordermann und ich also zuverlässig durch diese Baustelle geleitet worden waren und dabei niemand verloren ging, setzte ich die Fahrt zu Scottys Castle fort.

Was, fragt sich jetzt die/der Eine oder Andere sicher, ist dieses Scottys Castle eigentlich? Nun, es handelt sich hierbei eher nicht um eine militärische Festung, vielmehr um eine Villa eines Millionärs im frühen 20. Jahrhundert, der hier einen teils schlossartigen, teils sogar an Burgen erinnernden Gebäudekomplex hinstellen hat lassen. Dies ist dann am oberen Ende des Death Valley, also in einem halbwegs (!) gemässigten Klima. Mysteriös ist der Auftritt von Scottys Castle jedenfalls, wenn man sich der Anlage auf dem beschriebenen Weg nähert: Mitten in dieser kargen, unfreundlichen Landschaft, in der einem normalen Menschen alles andere einfallen würde als eine Villa zu bauen, erblickt man auf einmal einen grünen Fleck, man könnte es durchaus als Oase bezeichnen, zwischen dessen Bäumen ein Türmchen [1] hervorschaut. Das würde für Leute, die mit diesem Bauwerk hier nicht rechnen, wohl eher wirken wie eine Fata Morgana.

Auf dem Parkplatz vor dem Castle habe ich dann erst mal das Auto abgestellt und die ersten Bilder [1] gemacht. Dann habe ich mich, neugierig wie ich bin, auf den Weg [1] begeben, der zum Grab [1|2] dessen führt, der sich das hier alles hat einfallen lassen. Dieses befindet sich auf einer Anhöhe, etwa nördlich des Castles und ist zu erreichen über einen ausgeschilderten, geschotterten Weg. Festes Schuhwerk ist zwar nicht Pflicht, aber bei dem Kies hier nicht unbedingt von Nachteil. Auf dem Weg zum Grab fällt der Blick in das westlich des Geländes liegende Tal, wo einige Autowracks [1] noch von den "guten alten Zeiten" hier berichten. Der Blick von der Grabstätte in das Tal [1] ist skurril: Die Aussicht strahlt, meiner Meinung nach, etwas aus, was zwischen bedrückend, lustig, atemberaubend und melancholisch liegt. Einerseits ringsum das Tal, das nur hartgesottene Lebensformen hier überleben lässt und daher eher bescheidene Fauna aufweist, dann aber diese kleine Burg [1|2] mittendrin, die wirkt, als hätte man das Tal parodieren, geradezu provozieren wollen.

Der Weg von der Grabstätte zurück zum Castle ist nur unwesentlich leichter gewesen für mich, da die Tatsache, dass es wenigstens bergab geht, aufgefressen wurde durch die Tatsache, dass ich auf dem Rückweg deutlich mehr Kies in meine Birkenstock Schlappen bekommen habe. Aber gut, da muss man durch, und das ist's auf jeden Fall Wert gewesen. Nach ein paar weiteren Fotos vom Maschinenhaus [1], welches für Strom sorgte und sorgt und im Hofe von Scottys Castle [1|2|3|4], habe ich im Gift Shop ein paar Postkarten gekauft und auf einer Tisch- und Bank-Garnitur in dem (gewiss künstlich angelegten) Wäldchen direkt am Parkplatz dann geschrieben.

Anschliessend ging es dann gleich weiter in etwa südliche Richtung, also auf's "Herz" des Death Valley zu. Kurz nach dem Scottys Castle gelangt man an eine der "Stationen", an denen man das Ticket für den Park lösen kann. Es ist nicht wie bei anderen Parks, dass man an einem Mauthäuschen vorbeigelenkt wird, dort sein Geld abgibt (oft nicht gerade wenig), und weiter fährt. Es läuft hier mehr oder weniger auf freiwilliger Basis und sollte, empfehle ich jetzt mal, unbedingt gemacht werden. Der Preis für den "Spass" ist mit 10 USD wohl auch relativ hoch, aber verglichen mit anderen Parks eher gering. Es ist jedenfalls so, dass, wenn man hier in eine in irgend einer Weise missliche Lage gerät, es deutlich besser aussieht, wenn man das Ticket gelöst hat. Mit dem unter anderem die Ranger, die hier patroullieren und bei Bedarf Hilfe geben oder organisieren, finanziert werden. Und missliche Lagen sind hier keinesfalls auszuschliessen: Gerade in den Sommermonaten, in denen es hier die extremsten Temperaturen gibt, ist es keine Seltenheit, dass Autos den Geist aufgeben. Sehr hohe Temperaturen, Klimaanlage auf Hochtouren, vielleicht noch etwas zügiger Fahrstil - und schon geht ein Auto in die Knie. Nicht umsonst ist das Tal des Todes auch bei Autobauern geschätzt für Testfahrten mit Prototypen zum Testen der Belastbarkait der Motoren und der Leistungsfähigkeit der Klimaanlagen.

Kurzum: Ticket zahlen wird hier zwar nicht wie woanders erzwungen, sollte aber dennoch von jedem als Pflicht verstanden werden. Bitte, wenn Ihr die Gegend hier besucht, nutzt die an den üblichen Parkeinfahrten befindlichen Mautstationen!

Unterwegs legte ich, wie so oft, kurze Stopps ein, um Fotos zu schiessen: Der erste Stopp war für eine Wolkenformation, die auf mich den Eindruck machte, als wolle sie die unter ihr befindlichen Berge nachahmen. Klickt auf das Bild und urteilt selbst [1]. Bei einem weiteren Halt habe ich darauf verzichtet, aus dem Auto zu steigen, da ich hier einem Kojoten begegnet bin, der gemütlich an der Strasse entlang flanierte [1]. Unterwegs musste ich dann unbedingt noch Bilder von der Strasse hier machen. Wie oben schon mal beschrieben wird das Gelände für die Strassen hier offenbar so wenig wie möglich verändert, entsprechend schmiegen sich die Strassen meist dem Gelände an [1], was mir persönlich sehr gut gefällt, für Leute, die dazu neigen relativ schnell seekrank werden, jedoch schnell zum Problem werden kann.

Der karge Wuchs der Flora [1] an diesem Fleckchen Erde zieht sich eigentlich durch das ganze Tal. Es ist nicht so, dass es hier nichts gibt, aber von ein paar kleinen grünen Fleckchen [1] abgesehen eben nur sehr sehr wenig. Kurz vor der Kreuzung, an der diese von Scottys Castle weggehende Strasse auf den Highway 190 trifft, geht eine Strasse ab zu einem Ort namens Beatty. Dieser hat mich eigentlich nicht so sonderlich interessiert, viel mehr eine offenbar kurz vor diesem Ort liegende Geisterstadt namens Rhyolite. Also bin ich auf diese zugefahren, nachdem mir Calico Ghost Town bei Barstow doch letztes Jahr sehr zugesagt hat.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die Abfahrt dorthin total verpasst habe, wodurch ich mich kurz darauf nach Überquerung einer weiteren Passstrasse, an der ich ein hübsches Bild von einem alten US-Auto [1] machen konnte, in der Stadt Beatty wieder fand. Die Stadt, in die ich eigentlich gar nicht wollte, doch im Verlauf des morgigen Tages sollte es sich noch als deutlicher Vorteil erweisen, dass ich versehentlich hier gelandet bin. Jedenfalls war ich erst mal nachtanken. Kann nur von Vorteil sein, denn ich wollte ja wieder zurück in's Tal und wusste, dass ich einiges an Meilen vor mir habe dort. Dann habe ich noch ein paar Kleinigkeiten für unterwegs eingekauft [1] und als ich wieder zurück wollte in Richtung dieser ursprünglich angepeilten Geisterstadt, sah ich am Wegesrand ein Museum. "Naja", dachte ich mir, "das nimmst jetzt halt mal mit". Gedacht, getan. Und schon stand ich in diesem Museum. Der Eintritt ist frei, man ist aber selbst so frei um Honorationen zu erbitten. Mein Eintrag, ich hätte das Museum um 14:05 betreten, wurde, bis ich es wieder verlassen habe, auf 2:05 pm korrigiert. Das Museum selbst ist ein Gebäude, aus zwei Räumen bestehend, in dem einfach ein paar alte Sachen rumstehen. Ansatzweise grob gegliedert und sortiert, aber irgendwie doch etwas planlos wirkend [1|2|3|4|5]. Dafür ist der Eintritt aber auch wie bereits erwähnt frei, dennoch habe ich einen oder zwei Dollar hinterlassen.

Anschliessend ging es dann weiter, zurück Richtung Death Valley, doch nach 4 oder 5 Meilen schon bog ich erst mal rechts ab, denn diesmal habe ich die Abzweigung zur Geisterstadt nicht verpasst. Diese Stadt ist irgendwie weit anders als Calico. Während Calico eher dem Wildwest-Klischee von Saloons und Holzhäusern gerecht wird, weitgehend intakt ist und sich in den alten Gebäuden Restaurants und Geschäfte befinden, steht hier kaum noch ein Stein auf dem anderen. Bei der Anfahrt des Geländes sticht ein Gebäude in's Auge, das sogar in eben jener Holzbauweise errichtet wurde, jedoch wegen offensichtlicher Baufälligkeit [1] abgesperrt ist. Eine gigantische Brücke spannt sich über einen reissenden Strom [1] und führt zum Flaschenhaus [1], dessen Wände weitgehend aus liegend übereinander eingemörtelten Flaschen bestehen. In diesem Haus ist ein nur von aussen einsehbares Zimmer [1] zu bewundern, wie es wohl die letzten Bewohner des Hauses etwa eingerichtet hatten. An der Aussenwand des Gebäudes hängen einige Fotos aus, die von den "besseren Zeiten" dieser Stadt [1] zeugen. Neben dem Gebäude sitzt ein älterer Herr auf einem Stuhl an einem Tisch und informiert, offenbar sehr engagiert und kompetent, interessierte Leute über die Geschichte der Stadt. Gegen einen Obulus in freiwilliger Höhe erhält man eine Broschüre, die einen durch die Geisterstadt führt und zu den Gebäuden bzw. Ruinen die zugehörigen Geschichten erzählt. Viel ist von dem, was hier mal war, nicht mehr übrig. Ein paar Grundmauern [1|2] stehen noch, eines der wenigen noch halbwegs als solches erkennbare Gebäude ist der Bahnhof, der aber ebenfalls bereits relativ heruntergekommen wirkt. Auch hier wird durch einen das ganze Gebäude umgebenden Zaun verhindert, dass man das wohl auch baufällige Gebäude [1|2] betritt. Sehr schade.

Die Bahnlinie hier wird anscheinend schon seit Jahrzehnten nicht mehr betrieben, es sind weit und breit keine Gleise zu sehen. Nur ein alter Güterwaggon [1|2]. Es stimmte mich schon melancholisch, als ich nachdachte, wie das gewesen sein muss. Als hier locker 200 Häuser standen, es ein (oder mehrere) Geschäft(e) gab, die Eisenbahn in den Bahnhof fuhr und anhielt und Leute sich unter Tränen verabschiedeten, sicher aber auch erfreut in die Arme fielen beim Wiedersehen. Hier zu stehen und solch ein Gebäude zu betrachten: Das ist eine der Situationen, in denen ich mir eine Zeitmaschine wünschen würde, einfach um sich nicht vorstellen zu müssen, sondern erleben zu können, wie sich das hier alles entwickelt hat und wie es dazu kam, dass das Leben hier so gut wie komplett erloschen ist.

Am südlichen Ende der Stadt befindet sich ein so genanntes Open Air Museum. Bereits bei der Einfahrt fielen mir die hier ausgestellten Skulpturen auf, die ich natürlich auch nicht links liegen lassen wollte und somit betrachtet und, man höre und staune, auch fotografiert [1|2|3|4|5|6] habe.

Nachdem also dieser etwas befremdliche, aber absolut nicht uninteressante Programmpunkt abgehakt war, setzte ich meinen Weg zurück in's Tal des Todes fort. Dort, wo die von Strasse von Beatty (welches übrigens in Nevada liegt) auf die Strasse zwischen Highway 190 und Scottys Castle trifft, bog ich zunächst links ab und bin dann dem Verlauf des genannten Highways in südwestliche Richtung gefolgt. Den Sanddünen hier schenkte ich letztes Jahr ehrlich gesagt keine weitere Aufmerksamkeit, da es seinerzeit schon dunkel war. Der Highway führt auf einem kurzen Abschnitt sehr nah an diesen Dünen vorbei. Eine Schautafel informiert auch hier über die Hintergründe und Entstehung der Dünen und über deren Besonderheiten. Durchlesen lohnt sich, so lernt man zum Beispiel, dass es in dieser Tiefebene offenbar überhaupt nur sehr selten Wind gibt und die Dünen somit oft über lange Zeit wenig bis gar keine Bewegung aufweisen. Es ist ganz feiner Quarzsand, und man hat auch die Möglichkeit, auf diese Dünen [1|2] zuzugehen und sie auch mal zu erfahren. Ich habe mal eine Hand voll davon weggenommen um mich von der Feinheit der Körner zu überzeugen und dabei festgestellt, dass der Sand hier unerwartet warm ist. Ich vermute, hier im Hochsommer barfuss zu laufen könnte zu Verbrennungen führen.

Bei einem kurzen Stopp in Stovepipe Wells, wo es neben rund 20 Häusern, so schätze ich mal, auch eine Tankstelle mit kleinem Shop gibt, habe ich mir dann ein abgepacktes Sandwich gegönnt, welches ich dann auf dem Weg vom Laden zum Auto schon mal geöffnet habe. Schon hatte ich vier oder fünf Krähen um mich, etwa in einem Abstand von 4 Metern, die anscheinend auf Essbares lauerten. Einem in diesem Moment an der Zapfsäule stehenden Mann gegenüber merkte ich an, dass die Jungs wohl ziemlich hungrig wirken. Als sich dann auch der Abstand zwischen den Vögeln und mir nach und nach verminderte, beeilte ich mich etwas mehr auf dem Weg zum Auto. Schliesslich wollte ich kein Hitchcock-Syndrom mit nach Hause bringen.

Wenige Meter nach Stovepipe Wells geht eine Schotterpiste links ab zu einem der vielen Hiking Trails im Death Valley, die zu interessanten, teils obskuren Auffälligkeiten in der hiesigen Landschaft führen. Meist muss man von einem Parkplatz am Kopf des Trails noch einige Strecken zu Fuss hinter sich bringen, so auch leider hier der Fall. Also habe ich zumindest von dieser Piste zum Parkplatz ein Bild des Ortes Stovepipe Wells gemacht, welches doch recht eindrucksvoll die Grössenverhältnisse des Tales [1] darstellt.

Quicklebendig habe ich dann das Tal des Todes verlassen [1], während mir eine Wolke aufgefallen ist, die nun ganz und gar nicht nach gutem Wetter aussah [1]. Auf dem Weg zum Motel in Panamint Springs unterfuhr ich dann diese Wolke [1] [P]. Regen bekam ich keinen ab, doch hierzu gibt es später noch nähere Informationen. Am Ende einer schnurgeraden Durchfahrt durch ein Paralleltal des Death Valley, schon wieder einige Meter oberhalb der Talsohle, befindet sich dann Panamint Springs. Bestehend aus einem Restaurant [1] mit angeschlossenem Motel [1|2], einer klitzekleinen Shell-Tankstelle [1] und, in den Hintergrund versetzt, Wohnungen bzw. Wohnwägen für das Personal ist dieser Ort wohl im Normalfall mehr von Touristen als von "Einheimischen" bewohnt, wobei ich daran zweifle, dass einer der hier Lebenden und Arbeitenden hier aufgewachsen ist. Warum auch immer.

Ich stellte mein Auto vor dem Restaurant ab und betrat dieses, in dem auch in einer Ecke der Tresen für das Motel stand. Eine Gruppe von schätzungsweise 10 Holländern stand eben dort und diskutierte mit dem jungen Mann über die Preise. Sie hatten wohl einige Ein-Bett-Zimmer gebucht, und nachdem diese somit komplett ausgebucht waren, musste der Portier auf Zwei-Bett-Zimmer zurückgreifen, die (zwar unwesentlich, aber immerhin) teurer waren. Was die Oranjes allerdings offensichtlich nicht bereit waren, zu zahlen. Offensichtlich hatte der junge Mann vom Empfang aber auch keine Entscheidungsgewalt und konnte bzw. durfte somit keinen Nachlass gewähren.

Ein weiterer Mitarbeiter des Hauses und der Koch des Restaurants verfolgten die Diskussion eine Zeit lang, wobei der andere Mitarbeiter mich nach rund 10 Minuten ansprach, ob ich denn mit "denen da" hier wäre. Meine Anmerkung, ganz glücklich zu sein, dass dem NICHT so ist, wurde sowohl von ihm als auch vom Koch mit einem deutlichen Schmunzeln aufgenommen. Ich zeigte ihm meine Reservierung, er gab mir derweil den Schlüssel mit der Bemerkung, ich solle doch zwecks offiziellem Einchecken und Zahlung des Zimmers nachher nochmal vorbeischauen. Da war ich ganz dankbar dafür, denn wer weiss, wie lange das mit den Herrschaften aus dem nordwesteuropäischen Flachland noch gedauert hätte. Ich wurde noch über die Frühstückszeiten aufgeklärt und auf die Küchenzeiten für das Abendessen hingewiesen, und als der junge Mann sich dann noch als Keith vorstellte und für weitere Fragen und Unklarheiten anbot, stellte ich anhand seines Namens fest, dass er derjenige war, mit dem ich ein paar Tage vorher - noch von daheim aus - mailte bezüglich der Reservierung, nachdem der Link zur Online-Reservierung deutlich zu gross geraten ist, als dass ich ihn auf der Homepage sehen hätte können.

So konnte ich sogleich mein Zimmer [1] beziehen. Es war jenes mit der Nummer 15, kostete 65$ zuzüglich Steuer und war somit günstiger, als ich es vermutet hätte. Allerdings hatte man hier weder den Luxus eines Fernsehers noch ein Telefon auf dem Zimmer. Wobei ich das Motel durch die aussergewöhnliche Lage für weitgehend entschuldigt halte. Dafür gab es ein ganz witziges, riesiges Bett und einen Deckenventilator. Dem Anlass einer solch aussergewöhnlichen Unterkunft angemessen öffnete ich erst mal eine früh in Bishop gekaufte Flasche Perrier. Aus der Plastikflasche [1]. Anschliessend ging ich noch mal kurz raus, machte ein paar weitere Bilder [1|2] von dieser wirklich faszinierenden Lokalität und schob mich unter die Dusche.

Gegen 19 Uhr trottete ich dann zum Restaurant rüber, nahm auf der Terrasse Platz und bestellte mir einen Shrimpsalat, Knoblauchbrot und eine schöne kühle Cola. Der Salat war üppig und wurde mit einem sehr guten Dressing gereicht, das Knoblauchbrot war fast etwas lasch, aber auch ganz gut, und das Glas Cola war erwartungsgemäss. Auch wenn ich wieder mal versäumt hatte, das Eis, das hier ja überall obligatorisch ist, abzubestellen. Für das Abendessen liess ich mir viel Zeit, so konnte ich beobachten, wie am nordöstlichen Horizont die das Todestal umgebende Bergkette in der Dunkelheit der Nacht versank. Fledermäuse flederten in Richtung der Lichter im Restaurant, bremsten jedoch jedes mal wieder kurz vor der Scheibe ab, gegen die "normale" Vögel eiskalt geknallt wären. Wie gut, wenn man Radar an Bord hat. Dieses Schauspiel liess sich eine ganze Zeit lang verfolgen, ab Einbruch der Dunkelheit bis zu dem Zeitpunkt, als ich dann erst mal wieder vor zur Strasse lief. Dass das den Tierchen nicht langweilig geworden ist, erstaunt mich. Aber ich werd's akzeptieren. Auch der Preis des Abendessens war noch im Rahmen. Für Salat, Knobibrot und zwei Cola habe ich eine Rechnung von 17,72 USD erhalten, die ich auf 20 USD aufgerundet habe. Sicher nicht unbedingt die günstigste Verpflegung, aber das habe ich mir jetzt einmal gegönnt.

Wenn Ihr jetzt wissen wollt, warum ich da auf die Strasse zu lief: Nein, ich hab mich nicht hingelegt in der Hoffnung, überrollt zu werden. Ich stoppte immerhin auch ein paar Meter vor der Strasse, richtete meinen Blick aber Richtung Horizont. Ich war mir zunächst nicht sicher, ob nicht einfach die Holländer ein paar Bilder gemacht haben, die am anderen Ende der Terrasse sassen, oder ob ich da hinter den Bergen Blitze gesehen habe. Kurz darauf stand fest, dass es wohl tatsächlich ein Gewitter gegeben haben muss im Death Valley, bestimmt im Zusammenhang mit dieser schwarzen Wolke, der ich begegnet bin. Ein Gewitter, welches gleich so heftig war, dass es durch seine Folgen gleich meine Pläne für den nächsten Tag weitgehend umwerfen sollte. Doch davon wusste ich nichts, als ich nach diesem wieder sehr interessanten Tag und 377 Meilen, gut 600 Kilometern entsprechend, in mein Zimmer ging und unerwartet schnell (schliesslich fehlte der Fernseher) im Reich der Träume landete.

Informationen zum Thema:
Homepage Death Valley
Homepage Panamint Springs
Homepage Scottys Castle

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