TomDerElch.com - Reisebericht USA 2004
Tag 10: Williams - Ash Fork - Seligman - Hackberry - Kingman - Oatman - Needles - Amboy - Barstow - Mojave
Markt Erlbach, im Oktober 2004

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Donnerstag, der 07.10.2004

Heute liess ich den Morgen mal etwas ruhiger angehen. Vom Weckruf um 6 Uhr verstrichen eineinhalb Stunden. Nachdem die Spuren der Route 66 hier in Williams, Arizona, an allen Ecken und Enden [1] zu sehen sind und mein Tag für heute eigentlich so geplant war, dass ich "irgendwie" nach Mojave, welches in Richtung Westküste liegt, komme, beschloss ich kurzerhand, dass ich erst mal die historische Route 66 ein paar Meilen weit entlang fahre. Also bin ich zunächst auf der Interstate 40 geblieben, um bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit diese wieder zu verlassen zugunsten des Befahrens der Route 66.

Das habe ich dann auch getan und schon beim ersten Halt in Ash Fork ein erstes Bild [1] gemacht, aber es ging dann unmittelbar weiter. Auf dem folgenden Abschnitt verläuft die Route 66 nach Seligman, wo es auch ordentlich weiter geht mit dem Route 66 Kult. Hier gibt es - zumindest entlang der "Route" - wohl keinen einzigen Punkt, von dem aus man nichts von nostalgischen Schnellrestaurants, Souvenirshops [1|2] und Museen [1|2|3|4] zum Thema erblickt. Natürlich gibt es hier eine Reihe Gift Shops, bei denen schon das alleinige Stöbern Spass macht. In einem habe ich dann auch 2 T-Shirts gefunden, die ich dann käuflich erstanden habe, bevor ich weiter ge"route"rt bin auf der Strecke, die über weite Teile parallel zur Bahnlinie [1] verläuft.

Die Strecke dieses alten Highway 66 verläuft auf einigen Meilen immer wieder auf der Interstate 40 - dies ist nicht immer der originale Verlauf der "Mother Road". Häufig wurde diese in den Jahren ihres Bestehens verlegt, durch die Schaffung der Interstates wurde sie auf einigen Strecken auch komplett wieder abgebaut. Auf den Strecken, auf denen die beiden Strecken getrennte Wege gehen (oder: getrennte Wege vorgeben), verläuft die Route 66 meist zwischen 1 und 3 Meilen nördlich der Interstate und entfernt sich hinter Seligman dann, schätze ich, locker mal auf 10 oder mehr Meilen von dieser. Schon hier ändert die Diva der Highways ihr Aussehen deutlich. Während sie bis hierher eine über weite Strecken gerade verlaufende, unseren Bundesstrassen ähnliche Asphaltstrecke ist, beginnt sie hier, sich entlang den Hügeln und kleineren Bergen zu schlängeln, welche das Landschaftsbild hier bestimmen. In diesen Hügeln befindet sich auch der nächste Ort, der eine Erwähnung wert ist und den Namen Hackberry [1] trägt. Augenfälligster Punkt des Ortes ist eine uralte (oder zumindest auf uralt getrimmte, man weiss ja nie) Tankstelle [1|2|3], die auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Im Shop gibt es natürlich massenweise Route 66 Kitsch. Dennoch oder eben deswegen konnte ich es mir nicht verkneifen, auch aus diesem Shop ein Kleidungsstück zu erstehen. Irgendwie "anders" als entsprechende Lokalitäten an anderen Orten ist auf jeden Fall das hiesige gewisse Örtchen [1|2].

Vor, neben und hinter dem Shop gibt es neben museumsreifen (und sicher nicht mehr in Betrieb befindlichen) Zapfsäulen [1] jede Menge alter Autos [1|2|3] zu sehen, allerdings sind abgesehen von der wirklich klasse erhaltenen Corvette vor der Ladentüre eigentlich alle Fahrzeuge in zumindest schlechtem, wenn nicht sogar erbärmlichem Zustand. Und ich denke und fürchte, dass sie vom "hier so rumstehen" auch nicht besser werden. Ich hoffe, dass diese Relikte der Zeit, als es hier offenbar ausschliesslich Traumautos gab, irgendwie der Nachwelt erhalten werden können.

Nach Hackberry ändert sich das Gesicht der Route 66 nochmals unübersehbar. Während sich die Lenkkorrekturen, die dazu notwendig sind, auf der Fahrbahn zu bleiben, bis hierher in Grenzen hielten, wird es ab jetzt von Meile zu Meile kurviger. Angepasst an die Hügel und Berge, die immer mehr in den Himmel ragen. Man passiert einzelstehende Häuser und auch ein Örtchen namens Ed's Camp [1|2], wobei ich mir nicht sicher bin, ob dieses noch bewohnt ist. Man sieht hier immer wieder Häuser in eher aussergewöhnlichen Lagen, teilweise in Gegenden, in denen es zum nächsten Nachbarn einige Meilen sind. Gewarnt wird über einige Strecken auch vor Mules [1], welche im Deutschen etwa zu übersetzen sind mit Mulis und eine Kreuzung aus Esel und Pferd darstellen. Über kühn in die Landschaft gebaute Strassen [1|2] erreicht man dann auf diesem Abschnitt zwischen Kingman und Needles den Ort Oatman [1].

In Oatman gilt ein Speed Limit von 15 MPH, entsprechend 24 km/h. Diese einzuhalten empfiehlt sich dringendst, ich gehe sogar soweit zu sagen, dass 10 MPH vollends ausreichen. Auf den engen Strassen der Stadt ist es generell schon mal nicht möglich, problemlos zwischen den recht wild geparkten Autos durchzukommen. Viel schlimmer noch als die parkenden Autos, die auch noch "unterstützt" werden durch Fahrzeuge von Paketdiensten und Lieferfahrzeuge, die Bier für die Restaurants entladen, sind die bereits vor einigen Meilen angekündigten, aber hier vermehrt auftretenden Mules. Als ich so gemütlich mit grad mal 15 MPH durch den Ort "gedüst" bin, stampft plötzlich einer dieser Mules hinter einem geparkten Kleinbus hervor und nötigt mich zum Bremsen, schaut mich nur recht seltsam an und setzt seinen Weg unbeirrt fort.

Ich bin durch Oatman durch, noch ein paar Meter gefahren und stellte das Auto ab, um ein paar Fotos [1|2] aus diesem Städtchen mitbringen zu können. Diese Mules sind aber hier keine Plage, wie man vielleicht meinen könnte, der Ort hat die Tiere zu seiner Hauptattraktion auserkoren, in den Souvenirläden gibt es Esel aus Holz, Metall, Plüsch und natürlich auch auf Postkarten oder T-Shirts. Hier in Oatman kam ich dann auch in eine etwas missliche Lage bezüglich meiner Fotoausrüstung. Ich hatte mir ja zwischenzeitlich irgendwo einen Diafilm zugekauft, weil ich früh merkte, dass meine mitgenommenen wohl nicht ausreichen werden. Ich war mir sicher, dass der Film auf jeden Fall noch bis zum nächsten grösseren Ort hält. Habe dabei aber nicht in Betracht gezogen, dass die Filme hier nur 24 Aufnahmen haben, also hat der Film bei einem der (wenigen) hier gemachten Dias dann zurückgespult. Da dachte ich mir, gut, kauf ich eben einen nach. Ich habe sogar damit gerechnet, dass dies relativ teuer werden kann. Aber weit gefehlt. Der Film hat mich gar nix gekostet. Weil ich ihn hier nicht bekommen habe. Bestimmt 5 Läden habe ich durchstöbert, einige verwiesen mich auf den "General Store", der damit aber ebenfalls nicht bevorratet war, und die Verkäuferin in einem der befragten Läden benötigte erst eine Erklärung, was ein "Slide Film" überhaupt ist. Aber Filme verkaufen!

Die zweite Attraktion ist das örtliche Gefängnis. Der Eintritt kostet 1 Dollar, von einem anscheinend ehrenamtlichen Mitarbeiter kassiert und gemäss entsprechenden Aushängen dafür bestimmt, die unweit vom Knast stehenden öffentlichen Befreiungshallen zu betreiben und zu erhalten. Das Gefängnis bzw. Museum ist ganz niedlich [1], aber wie auch schon das Museum in Beatty nicht unbedingt strukturiert, es gibt ein paar alte Fotos (meist ohne Erklärungen) und ein paar alte Gegenstände sowohl im Gefängnis selbst als auch im "Hof" [1]. Beim Verlassen dieser Örtlichkeit fragte mich der Mann an der Kasse, wie es mir gefallen hätte. Diplomatisch,wie ich bin antwortete ich, es sei sehr niedlich. Vielleicht hätte ich das Ganze etwas anders gesehen, wenn ich nicht wenige Tage vorher auf Alcatraz gewesen wäre. Jedenfalls bot er noch an, während ich schon dabei war, diese Sensation zu verlassen, wenn ich heute Abend keine Bleibe hätte, könnte er mir eine anbieten. Ein kleiner Scherz am Rande seinerseits. Ich lief wieder zum Auto und setzte dies in Bewegung. Irgendwo in den Bergen dieser Gegend [1] fehlte an einer Kreuzung die Beschilderung für die Route 66, so dass ich dort nicht vor dem dortigen Bahnübergang abgebogen bin, wie es sein hätte sollen, sondern erst mal geradeaus fuhr.

Beim Weg zurück waren dann die Signale des Übergangs auf rot und die Schranken schlossen sich vor mir. Bahnübergänge sind sehr spannend hier. Durch die Routenführung der "66" fiel mir bald auf, dass die Gleise oft nahezu parallel liefen und es fiel ausserdem auf, dass diese Strecke wider Erwarten hoch frequentiert war. Ich habe nie auf die Uhr gesehen, aber ich hatte den Eindruck, dass kein einziges Mal 5 Minuten oder mehr vergingen, bis mir an dieser Strecke der nächste Zug "entgegen" kam. Die Züge sind hier sehr sehr lang, ich habe bei dem, für den ich hier anhalten musste, mitgezählt und konnte genau 108 Waggons verzeichnen. Es ist dann auch eine Glücksfrage, in welche Richtung der Zug gerade fährt. Fährt er gerade in westliche Richtung (bezogen jetzt auf diese konkrete Kreuzung) hat man Pech, denn es geht bergauf. Und die hiesigen Dimensionen lassen vermuten, auch wenn der Zug ordentlich Anlauf genommen hat, so wird von diesem Schwung nicht mehr viel übrig sein. Es dauerte rund 7 Minuten, bis der Zug den Übergang passiert hatte und sich die Schranken wieder hoben. Auf der Gegenfahrbahn haben gerade zwei LKW einen Satz neue Reifen transportiert; Für welches Fahrzeug auch immer die sein sollten, ich wollte das auf jeden Fall festgehalten haben [1].

Nach ein paar Meilen, auf denen sich Route 66 und Interstate 40 die Fahrbahn wieder mal teilen, gelangt man zu einer Abfahrt nach Essex [1], auch hier kündet die Beschilderung am Highway von der "Historic Route 66". Nachdem die letzten Meilen auf dieser total spannend waren, hatte ich beschlossen, dass ich den Weg hier auch fortsetzen werde. Ein Entschluss, der auf keinen Fall falsch war. Über eine recht einsame Strasse, auf der oft meilenweit überhaupt kein Fahrzeug [1] zu sehen ist, gelangt man, vorbei an alten und verfallen(d)en Restaurants [1] und Tankstellen nach Amboy. Hier musste ich zunächst einer eher unkonventionellen Umleitung folgen. Mitten auf der Route 66 stand einer vor mir, mit einem "STOP"-Schild in der Hand, und machte mich darauf aufmerksam, ich möge doch bitte aussenrum fahren. Gesagt, getan: Aber eine Umleitung, wie man sie in Deutschland definiert, gibt es hier nicht. Zwischen kargem Buschwerk und weitgehend naturbelassenen Bodenverwerfungen, die ein Passieren dieses Abschnittes mit einem tiefergelegten Fahrzeug ausschliessen würden, verlaufen mehrere Spuren, es ist kein Weg vorgegeben, auf dem man die Umleitung fahren soll, so verteilen sich die Fahrzeuge in beiden Richtungen willkürlich im Gelände [1|2], entsprechend muss man auf der Hut sein vor irgendwelchen kreuz und quer fahrenden Autos. Auf meinem Weg zurück zur Strasse war ich auf dem besten Weg genau in Richtung eines anderen Fahrzeuges, welches gerade auf die Spur einbog, die ich eigentlich für mich vorgesehen hatte. Der Baustellenmitarbeiter stoppte jedoch das andere Fahrzeug, bis ich vorbei war. Nett.

Ein vor Ort befindliches Motel, von dem ich allerdings nicht weiss, ob es noch in Betrieb ist, ist das Roy's Motel [1] in Amboy. Unterwegs hielt ich dann noch einen der oben schon beschriebenen Züge [1] im Bild fest, die meist mit drei, vier oder noch mehr Loks ihre oft mehr als 100 Waggons über die Hügel und Berge Kaliforniens wuchten. Über Barstow führte mich der Weg weiter auf dem Highway 58 Richtung Mojave. Nach einem mittelmässig spektakulären Sonnenuntergang [1] fuhr ich im weiteren Verlauf an einem sehr seltsamen Ort vorbei, dessen Namen ich leider nicht rausbekommen konnte und den ich wegen des starken Verkehrs auf der Strecke leider auch nicht mehr fotografieren konnte. Ausserdem war's ja schon dunkel: Mitten in dieser öden und kargen Gegend befindet sich, so sieht es mir zumindest aus, ein Umspannwerk. Dieses ist umgeben von ein paar Läden und zwei oder drei Tankstellen. Ansonsten konnte ich hier aber keine weiteren Gebäude sehen und frage mich somit, was das hier für einen Sinn ergeben soll. Habe mich aber nicht intensiver mit dem Thema befasst, sondern mich auf die Fahrt nach Mojave konzentriert.

Mojave ist ein Städtchen mit rund 4000 Einwohnern, also gerade mal ungefähr so gross wie das Kaff, in dem ich wohne. Dennoch wurde ich erneut Opfer der ganz "tollen" Wegbeschreibungen in dem Motel 6 Führer, aber nachdem das Motel gefunden war und ich erst mal ein Abendessen zu mir nahm in einem Restaurant, das mehr Baustelle als Fast Food Tempel war, checkte ich bei dem äusserst freundlichen Mitarbeiter ein (der jeden sogar per Handschlag verabschiedete) und bezog nach immerhin 447 gefahrenen Meilen an diesem Tag mein Zimmer mit der Nummer 107.

Warum der Mitarbeiter am Schalter so unheimlich freundlich war könnte eventuell mit der anscheinend unweit entfernt verlaufenden Bahnlinie erklärt werden, die vielleicht durch recht freundliches Personal kompensiert werden soll. Ich habe mich schon auf eine unheimlich unruhige Nacht vorbereitet, da ich ja von meinen Erlebnissen an diesem Tag wusste, wie viele Züge hier fahren können. Aber entweder die haben hier auch so etwas wie Nachtflugverbot oder ich hab einfach so (Naturtalent, das ich bin) recht schnell den Weg in den Schlaf gefunden.

Informationen zum Thema:
Homepage Route66.com
Homepage Route66.org

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