Reisebericht USA + Kanada
2010
Markt Erlbach, im
November 2010
Tag 11 –
Mount Desert Island – Bar Harbor – Acadia Nationalpark
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Dienstag, 5. Oktober 2010
Wir
beschlossen, die heutige Tour etwa dort anzufangen, wo wir gestern abbrachen,
damit wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang am Cadillac Mountain sein konnten.
Die Tante an der Einfahrt zum eigentlichen Acadia Nationalpark hat uns
angesehen und gefragt, ob wir nicht gestern schon da gewesen wären. Gutes
Gedächtnis! So eines hätte ich auch gern. Was hätte ich gern?
Erste
Station: Thunder hole. Zu Deutsch etwa Donnerloch. Das hat seinen Namen davon,
dass bei intensiver Brandung hier wohl einiges Getöse ist. Schon allein die Beschilderung
des Parkplatzes sorgte bei mir für einen gewissen Grad an Unterhaltung [1].
Nach solch
einer ansprechenden Ausschilderung bleibt einem ja fast nix anderes übrig als
sich die Attraktion mal anzusehen [1|2]. Ich hatte vorgeschlagen, wir sehen zu, immer und überall
etwas früher da zu sein als die Busse, die hier dutzendweise die Touristen
ausspucken [1]. Eigentlich wären waren wir uns da auch einig,
nur wurde der Sprit langsam aber sicher knapp.
Wir steuerten
also wieder Bar Harbor an, wo Tante Navi ziemlich schnell eine Tankstelle für
uns gefunden hat. Dann wurde es peinlich. Schon auf dem Weg zur Tanke
sinnierten wir, wie wir wohl bei der Dame in dem Häuschen an der Parkeinfahrt
vorstellig werden sollten. Die hat eben irgendetwas durchsortiert, gelocht,
gestempelt, also hat sich ihre Kollegin gekümmert. Rechtfertigung nicht
notwendig. Oder doch? Ich musste meinen Jahrespass vorlegen, dessen Barcode
eingescannt wurde gefolgt von einer Anmerkung, die etwa lautete: "Ihr seid
ganz schön oft hier, oder?". Wir bestätigten, dass es hier ja auch total
schön ist. Kein weiterer Kommentar. Rein in den Park [1|2|3|4|5] und für gute Fotos
auf irgendwelchen Felsen herumgekraxelt [1].
An der Bucht
von Northeast Harbor ließen wir ein paar Minuten die Aussicht auf einen nahezu
malerischen Hafen auf uns wirken [1]
[P]. Unter der kritischen Beobachtung einer
nachdenklichen Krähe [1] reparierten zwei
Herren einen älteren weißen VW-Bus [1]. Bevor wir die
Ortschaft Northeast Harbor, auf der anderen Seite der Bucht gelegen erreichten
fuhren wir noch durch Asticou, ein Dörfchen am Nordende der Bucht.
Dort fiel mir
eine eigenartige, aber ansprechende Fläche auf. Direkt an der Straße.
Eigentlich hätte uns die Route am Nordende dieses Meerbusens links herum
geführt, nach Northeast Harbor, aber ich war so frei und entschied kurzfristig,
links herum zu steuern. Das ist der Vorteil, wenn man selbst ein paar Meilen
fährt. Aber es gab auch keine Proteste von Beifahrerseite. Ein paar Meter
weiter ging ein Feldweg zum Parkplatz der Attraktion, der Asticou Azalea
Garden. Das Ganze ist nicht groß ausgeschildert und ich habe vorab auch nichts
davon gelesen. Durch den Überraschungsfaktor ist das aber umso spannender. Wir
schlenderten also durch diesen hübsch angelegten Garten, ein paar entspannende
Momente in schöner Umgebung, gerade im Herbst [1|2|3|4|5|6|7|8|9|10] [11|12]
[P]. Wenn nur die Mitglieder der Natur etwas mehr
gegenseitige Rücksicht zeigen würden [1].
Gegenüber des
Gartens stehen in Ufernähe ein paar lustige Bungalows, vermutlich für
Feriengäste [1]. Nächster Stop,
wieder mal nur wenige hundert Meter weiter in Northeast Harbor. Ein komischer
Name. Gut, frei übersetzt heißt das Nordosthafen. Das ist ja soweit normal und
direkt an der Küste nicht mal ungewöhnlich, aber dass dieser Ort im Südwesten
der Insel zu finden ist, das kann ich nicht nachvollziehen. Ist auch nicht mein
Job.
Wir haben das
Auto in Hafennähe abgestellt und uns ein bisschen umgesehen [1|2|3|4|4|5]. Der Automat am Büro der Hafenverwaltung lud mich dazu
ein, ihm eine Cola abzukaufen. Hat aber eine meiner Dollarnoten gefressen und
die andere nur zerstückelt. Keine Cola, und trotzdem ein Dollar weniger. Und
niemand da, bei dem man sich beschweren könnte.
Am Ostufer
der Bucht, die Somes Sound genannt wird, fuhren wir wieder gen Norden. Viele
Möglichkeiten gab es nicht, zurück war keine Option. Nachdem wir das Nordende
der Bucht hinter uns gelassen haben erreichten wir Somesville. Ein Kaff, aber
mit einer Sehenswürdigkeit, die in Reiseführern, Prospekten und auf Postkarten
immer wieder zu finden ist: Das Selectmen's Building und die Brücke [1|2] [P], die über einen Teich hinüber führt zu einem kleinen Park
und Museum [1]. Was aber kein
Reiseführer, kein Prospekt und auch keine Postkarte zeigt: Die brutale
Wahrheit. Aber hier findest Du sie [1]. Dass die Brücke sehr
zerbrechlich ist, lässt sich bei der filigranen Konstruktion erahnen, wird aber
auch durch ein Schild an der Brücke belegt: Maximal 5 Personen gleichzeitig.
Wie gut, dass wir nicht mit dem Bus hier her gekommen sind.
Auch hier
hatten wir ein paar Minuten übrig, um uns Haus, Brücke [1], Museum (zumindest
von außen) [1|2], Park und eine Sonnenuhr anzusehen, die sogar recht genau
ging [1].
Die nächste
Pause hatte unser Auto in Southwest Harbor. Nach wie vor im Südwesten der
Insel. Von hier aus gesehen ist Northeast Harbor sogar im Nordosten. Hier
schließt sich ein Kreis! Wir gingen etwas spazieren [1|2|3] und erspähten ein
Pier, das von hier aus - es war ziemlich wenig los in Southwest Harbor - ein
Stück belebter wirkte [1]. Also fuhren wir hin.
Um
festzustellen, dass das etwas getäuscht hatte. Während es von Weitem aussah wie
eines dieser klassischen touristischen Piers, mit Restaurants, Souvenirläden,
Bars war es aus der Nähe mehr ernüchternd [1|2]. Doch ein Restaurant
gab es. Oder besser, einen Imbiss zu Restaurantpreisen. An einem Tresen konnte
man sich seinen Hummer aussuchen [1], der dann frisch
zubereitet wird]. Ich habe mich dafür entschieden, die Reste zu verwerten und eine
Lobster Roll bestellt. Okay, ich kann nicht beweisen, dass es sich hier um
Reste handelt, aber eine Möglichkeit besteht. Egal. Es hat geschmeckt, ich war
satt, ich habe es überlebt [1]. Trotz einem sehr
mäßigen Ambiente [1] waren hier stolze
Preise zu entrichten. In meinem Fall irgendwas mit 12 Dollar.
Schon seit
Somesville waren wir auf der Route 102 unterwegs. An einer scharfen Rechtskurve
dieser Straße geht links die Lighthouse Road ab. Und, wie der Zufall es so will
steht am Ende dieser Straße ein Leuchtturm, direkt an der südlichsten Spitze
der Insel. Der Turm (besser: Das Türmchen) ist auch so ein klassisches
Postkartenmotiv, also ein Pflichtpunkt bei einem Besuch dieser Insel. Nach kurzer
Fahrt erreicht man den Parkplatz und ein keine 100 Meter langer Fußweg führt
zum Ziel. Von diesem Weg aus gibt sich das Gebäude irgendwie schüchtern [1], aus der Nähe sieht
das schon etwas anders aus. Wenngleich der Turm als solcher eher klein geraten
ist, ist's doch ganz hübsch hier [1]
[P].
Doch das war
noch nicht das, was ich mit Postkartenmotiv meinte. Dazu mussten wir zurück [1] zum Parkplatz und an
dessen Ostende erneut einen Fußweg hinunter zu einer Treppe [1]. Von dem ziemlich
einfach zu erreichenden Punkt ist der Bau schon schöner, die Perspektive, wie
man sie von Postkarten kennt, ist das aber immer noch nicht so ganz [1|2] [P1|P2]. Dazu muss geklettert
werden. Besonders gute Idee mit Birkenstocks an den Füßen und mit meinem
Gleichgewicht. Aber: Das, was man da unten zu sehen bekommt, ist jede Kletterei
wert. So klein, wie das Häuschen von der Landseite aus wirkt, so majestätisch
sieht es aus, wenn man aus der richtigen Richtung hinsieht [1|2] [P]. Geht auch bequemer von der Seeseite aus, aber teurer [1].
Bei der
weiteren Umrundung der Insel finden wir immer wieder hübsche Buchten, in denen
Besucher, vielleicht auch Einheimische (ich habe nicht gefragt) gemütliche
Kanu- und Bootspartien in atemberaubender Umgebung abhalten [1|2|3|4] [P]. Und ab und zu, wenn
man genau hinsieht, bekommt man auch die Schattenseiten des Herbstes mit [1]. Fast noch etwas
schlimmer ist das, was der Mensch im Herbst macht hierzulande: Die Halloween
Dekoration, die manche sich vor die Tür stellen, ist definitiv Geschmackssache [1]. Da kommt in ein paar
Tagen, in Newport, allerdings noch eine Steigerung.
Damit war
dann unsere Rundfahrt beendet. Erneut verfielen wir dem Höhenrausch, der sich
in einem weiteren Besuch des Gipfels des Cadillac Mountain zeigte [1|2|3] [P]. Auch wenn die Lage
Bar Harbors erahnen ließ, dass der Sonnenuntergang dort nicht ganz so sensationell
ist wie oben, auf dem Berg, kehrten wir zum Abschluss des Sonnentages zurück in
die, äh, Stadt. Am Hafen war neben einer angemieteten Yacht mit
Hubschrauber(Ergebnis meiner Recherche am Abend) [1] immer noch einer dieser Ozeanriesen zu sehen, die hier
anscheinend öfters mal ankern, und wir konnten uns ein (paar) Bild(er) davon
machen, wie die Leute von dort in die Stadt kommen [1|2|3]. Das heißt, wir
konnten die Gegenrichtung analysieren, aber davon lässt sich ja einiges
ableiten.
Noch ein paar
Worte zur Yacht "Northern Star": Das Bötchen ist gute 70 Meter lang
und bietet Platz für 12 Gäste und 22 Mann Besatzung. Es verfügt über einen
eigenen Hubschrauber, einen Fitnessraum, ein kleines Kino, eine Wäscherei und
einige weitere Annehmlichkeiten.
Schon
gigantisch, schon beeindruckend, so ein Schiffchen im Abendrot [1|2] [P]. Es folgte erneut die Nahrungssuche. Unterwegs fanden wir
eine Eisbar mit witzigem Maskottchen [1], aber gegen den Hunger ist so ein Eis natürlich nichts.
Die Suche brachte verglichen mit dem gestrigen Abend keine neuen Erkenntnisse
und damit das gleiche Ergebnis. Route 66 [1|2]. Für mich gab es
Lobster Quesadilla [1], Maik hat sich für eine
Pizza entschieden, als Vorspeise haben wir uns Knoblauchbaguette gegönnt [1].
Nach einem
feinen Abendessen - diesmal ohne Nachtisch - machten wir uns auf den Rückweg
zum Auto. Auf einem Durchgang für Fußgänger, jenseits der Straße, sah Maik eine
Fledermaus, die offenbar nicht mehr flugfähig war. Sie hopste immer ein paar
Zentimeter weiter, lag ein paar Sekunden herum, hopste wieder. Und irgendwann,
so nach zwei Minuten und etwa einem Dutzend Versuche, sie zu fotografieren, hob
sie dann doch ab und flatterte davon, als wäre nichts gewesen [1].
Dass wir dann
zurück zum Hafen gelangten und zum Hotel fuhren, gleiche Adresse wie gestern,
sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Bevor irgendwelche Witzbolde fragen, ob
wir am Hafen übernachtet haben.
117 Meilen,
etwa 187 km. Routenskizze hier.
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