Reisebericht New York
City 2011
Markt Erlbach, im
April 2011
Tag 5 – New
York City
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Montag, 10. Januar 2011
Mittlerweile eine Art tägliches Zeremoniell ist der Gang zur Frühstückszeit in die
Penn Station, um mir bei Tim Horton's [1] meine zwei Honey
Crullers zu holen.
Danach
zurück ins Zimmer, kurzes Telefonat mit Maik und grobe Planung des Tages.
Wieder einmal war der Tag zumindest bei oberflächlicher Betrachtung sehr schön [1]. Bei
genauerer Betrachtung ist alles beim Alten: Es ist kalt! Nicht nur, dass die
Temperaturen recht frisch sind (für diese Jahreszeit allerdings auch durchaus
üblich in dieser Region), auch der Windfaktor tut sein Übriges dazu, dass es
verfrorenen Seelchen gewiss nicht langweilig wird. Jammern garantiert!
Nachdem
ich mich allerdings eher als kälteresistent einstufen würde und zudem auch gut eingepackt
war ist das kein Thema. Wir brachen zunächst auf in Richtung Battery Park [1|2|3|4]. Wir hatten
für heute im Rahmen der Möglichkeiten des City Passes eingeplant, doch mal
einen Abstecher zu der Statue zu machen, die seit deutlich über 100 Jahren den
Hafen der Stadt schmückt.
Dafür
waren wir allerdings etwa eine dreiviertel Stunde zu früh hier. Wir schauten
uns also im Park um, entdeckten am Busbahnhof vor der Abfertigungshalle der
Staten Island Fähre ein Polizeiauto mit seltsamen Aufbauten [1]. Die
Idee, mit dieser Fähre "mal kurz" nach Staten Island zu schippern
haben wir etwa genauso schnell verworfen wie ich sie mir habe einfallen lassen.
Zu viel Zeit würde draufgehen und viel mehr als von der Liberty Fähre aus kann
man auch nicht sehen.
Also
haben wir vor Ort noch etwas Zeit verbraten bis der Ticketschalter für die
Liberty aufmacht. Wir blieben also im Bereich Battery Park [1] [P1] und besagter Fähre, deren Busbahnhof gerade
erweitert wurde [1]. Wie schon 1998 war ich auch diesmal wieder
(oder immer noch?) recht angetan von den Alt-Neu-Kontrasten, die dieses Viertel
hier bietet [1].
Der
Ticketschalter im Castle Clinton, Verkaufsstelle für die Kombitickets zu
Liberty Island und Ellis Island öffnet um 9 Uhr morgens seine Pforten. Es
empfiehlt sich, sehr früh hier zu sein, da die Warteschlange für die Überfahrt
zur Liberty sonst, gerade an Schönen Tagen und Wochenenden, sehr, sehr lange
ist. Wartezeiten von 3 Stunden und mehr sind keine Seltenheit. Wir betraten also
den Innenhof und legten in dem Häuschen, welches im begleitenden Guide zu dem
City Pass beschrieben war, eben diese Kärtchen vor um offizielle
Eintrittskarten dafür zu erhalten [1|2].
Das ging
recht schnell und unbürokratisch, bis zur Abfahrt der ersten Fähre hatten wir
allerdings auch noch einige Minuten Zeit. Also warteten wir diese noch,
schauten uns noch etwas um und ich nutzte die Zeit, festzuhalten, wie weit der
Bau des neuen World Trade Centers schon fortgeschritten ist [1]. Kurz
darauf öffnete das Zelt, durch das alle Besucher erst mal durch müssen. Das
ist, netterweise, gut beheizt, denn hier stehen Sicherheitseinrichtungen wie an
vielen mehr oder weniger "heiklen" Stellen auch, wer Flugreisen
kennt, kennt auch dieses Procedere hier [1].
Nachdem
man also auf so ziemlich alles außer Herz und Nieren geprüft wurde heißt es
erst mal wieder: Warten [1]. Effektiv dürfen es 5 Minuten gewesen sein,
vielleicht auch 7, aber es fühlte sich durchaus nach einer Viertelstunde an,
bedingt durch die Kälte, die in diesem Bereich die provisorischen Bauten fest
im Griff hat. Der Seegang, solang das Schiff sich am Anleger befand, war enorm [1]. Wer
leicht anfällig ist für Seekrankheit kann hier durchaus weitere sehr spannende
Momente durchleben.
Nach dem
Ablegen geht alles recht zügig. Trotz der Kälte, die durch den Fahrtwind des
Schiffes noch verschärft wurde, waren viele Touristen auf dem offenen Oberdeck
zu sehen. Klar, hier hat man auch die besten Möglichkeiten, Bilder der Grande
Dame der Nation aus der Nähe (aber nicht zu nah) zu schießen [1|2|3], was
wiederum viele Touristen aus aller Herren Länder zu einem gleichermaßen
klassischen wie auch „lustigen“ Bild animiert dem man es einfach
nicht ansieht, dass es gestellt ist [1].
Nach
wenigen Minuten Überfahrt betritt man nun also Liberty Island, benannt nach der
Lady Liberty, offiziell Liberty „Enlightening the World“, die hier
nun schon eine Zeit lang steht. Auf dem großen Hof hinter der Statue, in dem
ich ja 1998 eine recht interessante Begegnung mit einem Fotofreak hatte [1] gibt es
(und das ist nach meiner Auffassung ziemlich neu) Werbung in Form eines auf das
Thema "Liberty" umgebauten Motorrades in einem Schaukasten [1|2].
Wir
kämpften uns durch die von Weihnachten noch hier liegenden Schneemassen [1] über
die Insel. Dabei gibt es die Lady von hinten [1] zu sehen, eine bei schönem
Wetter recht adrette Aussicht auf die Skyline [1|2|3|4] [P1] sowie verschiedene weitere Perspektiven, aus
denen die hellgrün patinierte Frau, die recht gut aussieht für ihre
mittlerweile fast 125 Jahre immer wieder anders, neu, spannend aussieht [1|2|3|4|5|6|7|8|9] [P1|P2]. Ich hoffe,
in diesem Alter wird es mir auch mal so gehen.
Auf der
Insel befinden sich weitere, verglichen mit der Hauptattraktion eher kleine
Kunstwerke, die teils als solche gedacht sind [1], manchmal aber auch nur
von mir kurzerhand dazu umdefiniert
wurden [1]. Die
Liberty betreten war heute nicht möglich. Warum auch immer. Zumindest auf die
Aussichtsplattform auf dem Sockel, immerhin fast auf halber Höhe des
Gesamtgebildes konnte man eigentlich in letzter Zeit wieder drauf. Der Zugang
zur Krone hingegen ist mittlerweile limitiert, es werden ein paar
Zutrittsberechtigungen pro Tag verlost. Was soll ich sagen? Ich war 1998 oben
und wenn jemand unbedingt hoch will sei es ihm gegönnt, aber die Aussicht vom Sockel
ist vollkommen hinreichend. Wenn man denn überhaupt so weit kommt.
Wir
schauten uns kurz im Souvenirladen um, dort gibt es den ortsüblichen Nippes mit
Schwerpunkt, wie sollte es anders sein, Liberty. Ein kleines Bistro ist auch
angeschlossen, wir entschieden uns jedoch, die nächstmögliche Fähre [1] zu
betreten, die uns erst mal nach Ellis Island bringen sollte. Begleitet wurden
wir von einem Vogel, der anscheinend zu faul zum Fliegen war und daher lieber
die Fähre nahm [1]. Clever.
In hohem
bzw. weiten Bogen wird das Eiland mit dem Schiff umfahren, es bieten sich prima
Ausblicke auf die Blechtante [1] und die Silhouette der Stadt [1].
Etwa 680
Meter sind es von der äußersten Ecke der Freiheitsinsel, wenn ich das zur
Abwechslung mal eindeutschen darf hinüber zur ebenfalls äußersten Ecke von
Ellis Island. Durch den Umweg, den ich im vorigen Absatz angedeutet habe dürfte
der Weg an die 3 km weit sein, dennoch ist die Überfahrt in Richtung Ellis
Island eine eher kurze [1]. Es bleibt kaum Zeit für Bilder der Skyline
[1|2] [P1]. Schwupps ist man da, am
Anleger von Ellis Island [1|2].
Ellis
Island ist dem Einen oder Anderen vielleicht schon bekannt (allen anderen
erläutere ich das hiermit kurz) als ehemalige Durchgangsstation für
Abertausende von Einwanderern. Lange Zeit dem Verfall überlassen wurde daraus -
zumindest aus dem Hauptgebäude [1|2|3|4] - ein Museum rund um die Entwicklung der amerikanischen
Gesellschaft, die bekanntlich maßgeblich von Einwanderern beeinflusst wurde.
Auf
dieser Insel werden grundsätzlich Führungen in zwei Versionen angeboten. Die
Audiotouren, bei denen man ein Gerät mit Kopfhörer in die Hand gedrückt
bekommt, welches einen durch die verschiedenen Abteilungen der Ausstellung
führt. Diese kosten ein paar Dollars extra. Alternativ werden geführte Touren
angeboten. Nicht zuletzt weil es doch irgendwie persönlicher ist haben wir uns
dafür entschieden. Okay, kostenlos ist das auch noch, warum also für eine
Stimme vom Band (oder Speicherchip) Geld ausgeben?
Wir
hatten noch ein paar Minuten bis zum Start der Tour, also nutzten wir die Zeit
schon mal, uns ein wenig in der Ausstellung mit ihren teilweise wortwörtlich zu
nehmenden 3D Grafiken zu widmen [1|2|3] und die
US-Flagge zu bewundern, die man aufgestellt hat [1|2]. Recht interessant
ist auch der Wortbaum, anhand dessen ein paar Beispiele von Worten gezeigt
werden, die aus aller Herren Länder importiert wurden. Oder eingeschleppt [1].
Kurz
darauf ging auch schon unsere Führung los. Unsere Rangerin erzählte uns von
ihren italienischen Wurzeln [1] bevor sie uns in die ersten
Ausstellungsräume geführt hat, in denen Modelle zu sehen sind von der Insel,
wie sie früher aussah. Denn im Lauf der Zeit hat sich die Bedeutung immer wieder
gewandelt. Erst unbedeutend wurde sie militärisch ausgebaut, dann eben für
einige Jahrzehnte Durchgangsstelle für Einbürgerungswillige [1|2|3|4].
Die
Einrichtung selbst ist auf mehreren Ebenen schön gemacht. Der Stoff, der
vermittelt werden soll ist recht anschaulich aufbereitet, die Erklärungen der
geführten Tour sind auch für Leute mit nur bedingt vorhandenen
Englischkenntnissen (z.B. ich) gut nachvollziehbar, die Architektur schlägt
einen adretten Bogen zwischen damals und heute [1].
Was
nicht fehlt sind die Bilder der damaligen Einwanderer: Die Anreise hat mit
klassischer Seefahrerromantik eher weniger zu tun, wer sich auf den Economy
Sitzen der Flugzeuge unserer Zeit nicht artgerecht aufgehoben fühlt ist hiermit
dazu eingeladen, sich die damaligen Zustände auf den Transatlantikschiffen
anzusehen [1].
Ein zeitlich
großer Anteil der Führung spielt sich in der Haupthalle ab, deren feudales
Inneres fast ein wenig darüber hinwegzutäuschen vermag, dass hier Schicksale
entschieden wurden [1|2|3|4|5] [P1]. Auch der kleinste Zuhörer unserer Gruppe hat
aufmerksam den Ausführungen gelauscht [1].
Auch
wenn die Ausführungen doch weit interessanter sind als ich mir das vorab
vorgestellt hatte, eines darf einem als passionierter Hobbyfotograf natürlich
nicht passieren: Den hübschen Ausblick hinüber nach Manhattan nicht bildlich
festzuhalten [1|2|3|4]. In weiteren Räumen wird genauer auf das
Auswahlverfahren und die Kriterien eingegangen, die darüber entschieden, ob
jemand bleiben durfte oder nicht [1]. Laut den Informationen, die wir erhalten
haben waren es jedoch lediglich 2%, der Bewerber, die aus den verschiedensten
Gründen wieder ausgewiesen wurden. Diese Zahl gebe ich ungeprüft und unter
Vorbehalt auf diesem Weg weiter.
Auch die
Türen der Entscheidung (wie die offiziell heißen, wenn sie überhaupt einen
bestimmten Namen tragen weiß ich nicht) haben wir gesehen. Hier wurde
selektiert: Eine Türe für die, die bleiben dürfen, eine zweite für die, denen
dies verwehrt wurde und eine dritte Türe für jene, die noch genauer untersucht
werden sollten [1]. Wie vieles Anderes auf dieser Insel auch
sind die Mechanismen der kippbaren Fenster offensichtlich noch ziemlich
original erhalten [1].
Die
ganze Show dauert rund 40 Minuten und ich kann sie, vor allem den
Fortgeschrittenen unter den New-York-Besuchern durchaus empfehlen. In der
Eingangshalle, in welcher der Rundgang dann auch wieder endet machte ich noch
einige Fotos [1|2], bevor
es nach außen ging, schnurstracks in das kräftige Blau dieses zumindest aus
Fotografensicht herrlichen Januartages [1].
Wir
schipperten windgeschützt im Inneren des Schiffes zurück nach Manhattan [1] und
erreichten zügig den Ausgangspunkt der kleinen Seereise am Battery Park [1|2].
Die
Suche nach einer mittäglichen Stärkung brachte uns in einem Laden, der sich
Flavors nennt. Dort gab es Sandwiches mit verschiedensten Belägen, die recht
lecker aussahen [1] und auch waren [1]. Und, eher unüblich für
Downtown Manhattan, zu einem akzeptablen Preis. Maik hatte sich für eine Suppe
entschieden [1], hat dafür etwas länger benötigt. Da es in
dem Laden ziemlich eng war ging ich daher schon mal raus und hielt die
Lokalität im Bilde fest [1].
Anschließend
wurde unser Spaziergang durch Downtown Manhattan fortgesetzt, freilich nicht,
ohne von Wolkenkratzern das Gefühl vermittelt zu bekommen, jeden Moment
erschlagen zu werden [1|2|3|4|5|6]. Aber
sie blieben friedlich. So war es mir auch möglich, einen Nachschlag zu dem
Sandwich von Flavors zu holen. Das zwar lecker war, aber noch Platz im Magen
gelassen hat. Der Augenblick war gerade recht für ein Bagel [1].
Mal
wieder eine kleine Überraschung bot der Gang durch die Pearl Street, an deren
einer Ecke mit Beaver Street und Wall Street sich eine Niederlassung von
BMW/Mini befindet [1]. Ob das mehr ein Marketinggag ist oder ein
ernsthaftes Autohaus möchte ich an dieser Stelle nicht beantworten. Vorstellen
kann ich mir beides. Mehr oder weniger.
Es
folgten weitere Schluchten, Wolkenkratzer [1] links und rechts der
Fulton Street, an deren Ende der Fulton Market aufwartet mit verschiedenen
Läden und Restaurants [1|2] und der
zumindest teilweisen Aussicht auf die prächtige Kuppel des Municipal Buildings [1].
Mittlerweile
hatten wir ja vereinbart, wenn Maik einkaufen gehen will, dass ich nicht herumstehen
muss und warten sondern dass wir einen Zeitrahmen vereinbaren, nach dem wir uns
an einem bestimmten Punkt wieder treffen. Hatte den Vorteil, ich war nicht mehr
so "angebunden" wie bisher, allerdings war in diesem Fall die Auswahl
der Aktivitäten eher gering, hier gab es im Großen und Ganzen nur
Klamottenläden die mich weniger interessiert haben. So habe ich, mehr oder
weniger aus Langeweile, ein paar Bilder von der Ecke mitgebracht [1|2].
Nach
Überquerung der South Street unterhalb des East River Drives, eines Highways,
der Manhattan weitgehend auf Stelzen tangiert, gelangt man dann zum Pier 17,
das offiziell auch mit zum South Street Seaport Komplex gehört. Dieser Pier ist
(nach wie vor) ein Einkaufszentrum, in dem es neben dem üblichen New Yorker
Souvenirnippes einen ganz passablen T-Shirt-Laden gibt [1]. Und
den einen oder anderen hübschen Ausschnitt der Skyline von Manhattan [1].
Auf dem
weiteren Irrweg durch die Stadt (ich formuliere das genau so, damit ich nicht
jeden einzelnen Straßenzug, der hier zu sehen oder beschrieben ist nachforschen
muss) kamen wir an sehr bunten Sitzgelegenheiten [1] vorbei, konnten zufällig
beobachten, wie ein Auto aus einem Parkhaus "ausgeworfen" wurde, das
mehr wie ein riesiges Autolager anmutet als ein Parkhaus, wie wir es kennen. So
mit hineinfahren und so [1|2].
Wir
setzten den Weg [1|2] vorbei
am Cafe Tomato, dem früheren Any Time Cafe [1] fort mit Ziel Ground Zero
oder besser, wie das Areal aktuell heißt, World Trade Center Construction Site.
Also die Baustelle, an der früher die Zwillingstürme standen, die 2001 auf
grausame Weise abgebaut wurden, zwischenzeitliche Ground Zero genannt wurde und
jetzt, soweit ich das beurteilen kann, mit Blick auf die Zukunft erst mal eben
so heißt wie oben beschrieben.
Schon
ein paar Meter vorher kündet ein Bauzaun und ein Kran davon, dass diese Stadt
einem steten Wandel unterliegt [1]. Da wird abgerissen und neu gebaut was das
Zeug hält, teils mit verheerenden Folgen
für Häuser, die ich persönlich unter Denkmalschutz gestellt hätte wie etwa die
alte Pennsylvania Station die durch einen gesichtslosen unterirdischen
Pendlerverteiler ersetzt wurde oder das Singer Building. Aber ich schweife ab.
Ich schweife zurück zum Text:
Wer an
der Kreuzung der Fulton Street, die wir aktuell noch entlangliefen mit dem
Broadway den Hauptturm des neuen World Trade Centers noch nicht sieht [1] [P1] dürfte blind sein. Oder New York im Nebel
besuchen, aber dafür ist ja eher London bekannt.
An der
Baustelle selbst gibt es jede Menge Kräne zu sehen [1]. Es sind ja mehrere
Gebäude, die hier gebaut werden: WTC1, der höchste Turm von allen, ein großes
Drehkreuz für den öffentlichen Nahverkehr (diese Ecke ist ein wichtiges
Drehkreuz für Pendler aus New Jersey) und eine großzügig angelegte Gedenkstätte
in Form der "Footprints", der so genannten Fußabdrücke, also dem
Grundriss des früheren Standortes des zerstörten World Trade Centers.
Wir
machten uns auf die Suche nach dem Tribute WTC Visitor Center, das sich in
unmittelbarer Umgebung [1] befindet. Das ist eine Mischung aus
Gedenkstätte, Museum und zudem Treffpunkt für geführte Touren. In verschiedenen
Abschnitten werden die Vorgänge des Datums beschrieben, das wohl als eines der
berühmtesten gilt und symbolhafter für einen einseitig geführten ethnischen
Krieg steht als alle anderen Tage. Oder wer von Euch weiß, wann der erste
Anschlag auf das World Trade Center stattfand? Hat das überhaupt noch jemand
gegenwärtig?
Der
Vollständigkeit halber sei erwähnt: Es war der 26. Februar 1993 und das
Internet, Wikipedia zum Beispiel hält viele Infos parat mit deren Wissen ich
mich an dieser Stelle nicht rühmen will. Sonst schweife ich wieder ab.
In
diesem Museum geht es, man kann es sich vorstellen, eher ruhig zu. Die Exponate
sind durchaus in der Lage, einem die Sprache zu rauben. Etwa ein Fragment eines
der beiden Flugzeuge ist, die in die Türme gesteuert wurden [1]. Bei
dessen Anblick ich mich fragte: Wer da wohl an jenem Tag saß? Wo kam er her, wo
wollte er hin? Was hat er gesehen, als das Flugzeug abhob? Wo waren seine
Gedanken? Wann hat er wohl mitbekommen, dass dieses Flugzeug entführt wird? Und
wann realisiert, dass die Lage ernst ist? Und vieles mehr. Fragen über Fragen,
auf die es keine Antwort geben wird.
Ähnlich
ist es mit Kleidung und Accessoires
einer Frau, die dort, im World Trade Center arbeitete. Schuhe, ein Rucksack,
ein Handy, ein Mitarbeiterausweis [1]. Auch hier Fragen über Fragen. Ich sage
Euch, das ist beklemmend!
Ein paar
Schritte weiter findet man eine Wand vor. Dort sind hunderte von den in den
Folgetagen der Anschläge an vielen Stellen angeklebten Vermisstenanzeigen und
Fotos [1|2] ausgestellt. Leute, die dort arbeiteten und
Leute, die jenen Leuten zu Hilfe eilten in der Absicht, zu helfen, die
Tragweite der Katastrophe einzugrenzen die, wie wir wissen, dann doch eine
furchtbare Dimension angenommen hat. All das sind Bilder, die nachdenklich
stimmen. Die den ganzen Zahlen, die man damals hörte und auch immer noch bei
den jährlichen Feiern zum Jahrestag zu hören bekommt Gesichter geben.
Ein Bild
von dem enormen, ich bin geneigt, sogar brachialen Aufgebot an Hilfskräften die
an diesem Tag im Einsatz waren zeigt das schwer vorstellbare Ausmaß der
Ereignisse [1].
Ich habe
eben überlegen müssen ob ich schreiben darf, dass sich das nächste Exponat gut
in dieses Gesamtbild einfügt, das ich bislang gezeichnet habe von der
Ausstellung. Sagen wir einfach, es passt in das Gesamtbild, ich will hier weder
verharmlosen noch verhöhnen: Einer der Stahlträger [1], von denen hunderte,
wenn nicht gar tausende dafür sorgten, dass die Twin Towers zu dem wurden, was
sie waren: Die einst höchsten Gebäude der Welt, ein Statement der Architektur,
ein Merkmal, das die Skyline von New York bestimmt hat und unverwechselbar
machte.
Von
diesen Räumlichkeiten aus, in denen sich die Ausstellung befindet, werden
geführte Touren angeboten. Diese werden nicht von irgendwelchen Leuten
durchgeführt, die eben mal auf Fremdenführer machen wollen sondern von
Personen, die einen direkten Bezug zu den Ereignissen des 11. September 2001
haben. Die dort Freunde, Eltern, Kinder oder Kollegen verloren haben.
Wir
hatten als Führer durch diese Tour ein Ehepaar, ich würde mal sagen Anfang bis Mitte
50, die sehr viele Freunde bei der Feuerwehr hatten von denen auch einige Opfer
der Anschläge wurden.
Die Tour
führt von dem Visitor Center aus am Südrand der Baustelle entlang bis hinüber
zum World Financial Center mit einem der wenigen derzeit besten öffentlich
zugänglichen Ausblicke über den Bauzaun hinüber zur Baustelle, also etwa um die
Hälfte des gesamten Geländes. Das sind rund 600 Meter, die also in 10 Minuten
gemütlich zu bewältigen wären, aber die Führung dauert etwa eine Stunde und
beinhaltet erst mal Informationen zur Geschichte des World Trade Centers. Was
hier früher stand (die so genannte Radio Row), wie sich die Ideen der
Architekten gesammelt und entwickelt haben und vieles mehr.
Und jede
Tour hat eine eigene persönliche Note, die eben durch die eigene Perspektive
der beiden Begleiter und Erkläre einfließt.
Die Tour
startet an einer großen Gedenktafel an der nahen Feuerwache [1]. Es
wird erklärt, dass man auf unheimlich viele Details geachtet hat wie Perspektive,
korrekte Darstellung der Uniformen und so weiter. Dann aber, nach
Fertigstellung, festgestellt wurde, dass der Rauch aus den Türmen in die
falsche Richtung geweht wurde. Aber sowohl unsere Guides als auch die Besucher
waren der Auffassung, dass dies wohl eher belanglos ist.
Eigentlich
wollte ich mir die Namen der beiden merken. Aber das hat nicht geklappt,
mittlerweile (der Zeitpunkt, an dem ich an diesem Bericht schreibe) sind drei
Monate verstrichen, berufliche Veränderungen wie auch zwei weitere Reisen in
der Zwischenzeit (eine davon im Grunde geschäftlich, aber auch hier folgt ein
Bericht, da ich privat ein paar Tage dran gehängt habe) haben es verhindert,
dass ich früher dazu kam.
Wie dem
auch sei, der Mann erzählte mit nicht gerade wenig Gesten die Geschichte des
World Trade Centers [1]. Auf dem Weg rund um eine der derzeit wohl
berühmtesten Baustellen der Welt machte ich natürlich auch wieder einige Fotos [1|2|3|4|5], wobei ich doch meist sehr interessiert den
Geschichten lauschte, die hier zum Besten gegeben wurden.
Über
eine Brücke, die damals schon das WTC mit dem WFC verband erreichten wir das
WFC (World Financial Center, merke es Dir bitte, ich schreibe es nur ein Mal
aus) mit seinen räumlich wie auch materialtechnisch feudalen Foyers [1|2].
Die
Verbindungsgänge zwischen den einzelnen Gebäuden dieses Komplexes befinden sich
im zweiten (amerikanische Definition) bzw. ersten (deutsche Definition) Stock.
So kann man sich hier einen groben Überblick verschaffen über die Abmessungen
des Areals sowie die dortigen regen Bautätigkeiten [1|2|3|4|5|6|7] [P1]. Zudem hatte ich hier auch Gelegenheit, die
Gemahlin des Guides, die eher ruhig und zurückhaltend berichtete, bildlich
festzuhalten [1].
Auch
nett ist der Wintergarten des WFC. Der ist eigentlich auch recht bekannt und in
dem einen oder anderen Reiseführer beschrieben, dennoch hat es mich bei den
ersten drei Durchgängen, in denen ich New York City besucht hatte, nicht
hinreichend dort hingezogen. Wie schon angedeutet, es ist ganz nett da, ich hab
mich auch mal umgedreht um ein Foto mitzubringen, aber mit der Geschichte, die
man in der Stunde davor so erzählt bekommen hat, kann das nicht mithalten [1].
Nach
etwa einer Stunde findet diese Tour ihren Abschluss in dem Gebäude, in dem sich
die Zentrale von American Express befindet. Auch dazu gab es eine Geschichte,
die ich aber wegen lauter Fotografiererei nicht so richtig mitbekommen habe.
Jedenfalls ist wenige Zeit nach den Anschlägen in der Nachbarschaft hier ein
Brunnen errichtet worden mit 11 Ecken, jede steht für einen Menschen, der an
diesem Tag umkam. An der Decke sind 11 Wasserventile installiert, die immer
wieder Tropfen tröpfeln lassen auf die jeweils zugehörige Ecke des Brunnens.
Oder Denkmals [1].
Es gibt
an dieser Stelle noch die Gelegenheit, ein paar Takte mit den Guides zu
plaudern. Auch ich teilte den beiden mit, dass ich es sehr interessant finde
und auch ein Stück weit beachtlich, dass sie das machen. Gut, vielleicht ist
langfristig gesehen auch ein gewisser Effekt da der dabei hilft, das Erlebte zu
verarbeiten. Was aber meine Bewunderung nicht mindert.
Der
Hauptturm des Ensembles hatte zu dem Zeitpunkt unseres Besuches etwa 52
Stockwerke erreicht, das ist ziemlich genau die Hälfte der geplanten Gesamthöhe
[1]. Ich
hatte ja oben schon geschrieben, dass dies sicher eine der bekanntesten
Baustellen der Welt sein müsste. Die Kräne, die hier eingesetzt werden müssten
die meistfotografierten sein. Ein eventuelles Superlativ hätte ich noch zu bieten:
Die Baustelle dürfte eine der bestgesicherten sein [1].
Und man
kümmert sich um die Fußgänger hier. Wer mental nicht imstande ist, zu merken,
dass die Baustelle auch den eigentlichen Platz des Gehsteigs mit in Beschlag
hat wird da noch per Schild explizit darauf hingewiesen [1].
Jedenfalls sieht das alles hier bei genauerer Betrachtung ziemlich chaotisch
aus [1].
Ein paar
Meter weiter steht an der Straße ein Kreuz aus Stahlträgern, das in den
Wirrungen nach den Attacken aus den Trümmern geborgen wurde und seither für
Opfer und Angehörige ein wichtiger Symbolträger ist [1]. An der Kreuzung Barclay
Street und Church Street kamen wir an einem, finde ich, ziemlich witzigen
Bauzaun vorbei [1]. Unterwegs dann noch ein kurzer Blick in
die Lobby des Woolworth Buildings [1], wo allerdings Besucher nicht allzu sehr
willkommen sind. Am Haupteingang wird man gleich direkt mittels Schildern
gebeten, draußen zu bleiben.
Dagegen
ist das Betreten des kleinen City Hall Parks auch zu später Stunde noch
gestattet und sorgt dafür, dass ich ein Bild von der so genannten Blauen
Stunde, der Zeit direkt nach Sonnenuntergang, mitbringen konnte [1|2].
Unter
zweckgemäßer Nutzung der Subway schafften wir es hinüber nach Brooklyn. Dort
wollten wir uns zur Promenade von Brooklyn Heights durchschlagen, was erst mal
misslang, da wir in die falsche Richtung liefen. Und das mir, der gern von sich
behauptet, sein Zweitname sei Navigator. Wir passierten bei dieser kurzen
Odyssee auch Bruno's Homecenter, 85 Court Street, Brooklyn [1]. Und,
auch irgendwo in Brooklyn, erspähte ich durch ein verschlossenes Rolltor einen
alten Porsche 911er.
Dieses
Fahrzeug hat schon einiges an Patina angesetzt. Man könnte auch sagen, die
Kiste war ganz schön verstaubt. Irgendwie hat mich der Anblick etwas
melancholisch gestimmt, ich wollte das fotografieren, und als ich das Stativ
auspackte (es war Nacht) wurde das Rolltor hochgezogen. Ich machte mein Bild [1],
bedankte mich und zog von dannen. Ich hoffe, die Leute haben in mir keine
mögliche Kundschaft gesehen.
Letztendlich
näherten wir uns dann doch dem geplanten Ziel, das Viertle unter der Brooklyn
Bridge an der Old Fulton Street [1]. Von hier aus kann man den einerseits recht
unromantischen aber doch vorhandenen Charme der Skyline bei Nacht genießen [1|2|3]. Auch
einige der Hochhäuser von Midtown sind von hier aus zu sehen, mit Stativ und dem
richtigen Objektiv auch fotografisch fixierbar [1].
Nachdem
der Tag mittlerweile auch schon ganz nett vorangeschritten war machten wir uns
auf die Suche nach einem Ort, an dem wir etwas Essbares vorfinden. Das war der
Fall in unmittelbarer Nähe zur Brücke, ein Italiener, 7 Old Fulton Street war
die Adresse, kitschig-nett eingerichtet [1|2|3] und preislich deutlich unter dem Niveau,
das die Gastronomen in dieser Ecke Brooklyns für normal erachten. Für mich gab
es etwas Gemüsiges mit Gorgonzola als Vorspeise [1], die Hauptspeise waren
hausgemachte Ravioli [1].
Wir
beglichen die Rechnung [1] (anscheinend habe ich diesmal wirklich
alles fotografiert) und verließen das Lokal [1]. Vor der Tür standen ein
paar anarchisch veranlagte Amerikaner [1]. Wir ließen uns
allerdings dadurch nicht davon abhalten, zurück zur Subway zu gehen um mittels
des gut ausgebauten Netzes zurück zum Hotel zu gelangen.
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